Klimawandel
Einleitung
Der menschengemachte Klimawandel ist die vielleicht größte Herausforderung unserer Zeit. Er gefährdet unsere Lebensgrundlage, da sich die Biosphäre nicht schnell genug an die rasanten Klimaveränderungen anpassen kann und durch den Anstieg des Meeresspiegels sowie die Zunahme von Unwettern Landschaften unbewohnbar werden. Die Ursache des Klimawandels liegt hauptsächlich in der Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Öl und Gas. Dieser Umstand ist seit Jahrzehnten bekannt und es existieren inzwischen detaillierte Prognosen über die daraus resultierenden Folgen. Bisher waren die Auswirkungen jedoch vergleichsweise mild, sodass das Bewusstsein für den Klimawandel in weiten Teilen der Bevölkerung erst in den letzten Jahren gewachsen ist. Dementsprechend wurde die Zeit des langsamen Temperaturanstiegs nicht für Gegenmaßnahmen genutzt. Durch den weiteren Anstieg befinden wir uns nun in einer Phase, die ein schnelles Reagieren erfordert. Die damit verbundenen notwendigen Veränderungen stellen eine große Herausforderung für die Gesellschaft dar und führen zu Verunsicherung und Angst vor der oft so genannten „Klimakatastrophe“.
Was bedeutet Klimawandel?
Der Begriff „Klimawandel“ beschreibt eine Vielzahl von Klima- und Wetterphänomenen. Wissenschaftlich wird er als Anstieg der Durchschnittstemperatur auf der Erde (auch „globale Erwärmung“ genannt) definiert, der auf eine Verstärkung des natürlichen Treibhauseffekts zurückzuführen ist. Dieser bewirkt, dass Wärmestrahlung der von der Sonne erwärmten Erde von der Atmosphäre teilweise zurückgehalten wird. Ohne diesen Mechanismus läge die Durchschnittstemperatur der Erde bei -18 °C statt bei 15 °C. Wie stark die langwellige Wärmestrahlung von der Erde absorbiert, reflektiert oder durchgelassen wird, hängt von den Gasen in der Atmosphäre ab, den sogenannten Treibhausgasen. Wichtige Treibhausgase sind unter anderem Wasserdampf, Kohlenstoffdioxid (CO2) und Methan. Die Ursache der gegenwärtigen Erwärmung ist ein übermäßiger Anstieg der Treibhausgaskonzentration in unserer Atmosphäre, der auf menschlichen Aktivitäten zurückzuführen ist. Dadurch wird der natürliche Treibhauseffekt verstärkt, was zu immer höheren Temperaturen an Land und im Wasser führt. Der Anstieg der CO2-Konzentration in den letzten 200 Jahren hat seinen Höhepunkt noch nicht erreicht. In Deutschland entstehen Treibhausgas-Emissionen vor allem bei der Strom- und Wärmeproduktion, im Verkehr und in der Industrie.
Abb. 1: Darstellung des Treibhauseffekts
Seit Langem gibt es eindeutige Indikatoren für einen globalen Klimawandel wie lokal unterschiedlich starke Temperaturanstiege, die Erwärmung der Ozeane, den Rückgang der Eisschilde an den Polen (derzeit vor allem am Nordpol) und von Gletschern sowie den Anstieg des Meeresspiegels. Die grundlegenden Mechanismen des Klimawandels sind seit Jahrzehnten bekannt. So wurde der Treibhauseffekt im Jahre 1824 von Joseph Fourier beschrieben. Eunice Newton Foote stellte 1856 fest, dass die Gase CO2 und Wasserdampf die Wärmeaufnahme eines Gasgemisches erhöhen, und stellte die entsprechende Hypothese auch für den Treibhauseffekt auf. Hermann Flohn warnte 1941 vor den ungeahnten Folgen des bereits erkennbaren anthropogenen Klimawandels. Spätestens seit 1967 gibt es Modelle, die die Auswirkungen des Klimawandels rückblickend erstaunlich präzise vorhersagen.
Ist der Klimawandel menschengemacht?
Gelegentlich wird kritisiert, dass es für individuelle Wetterphänomene (noch) schwierig nachzuweisen ist, dass sie ohne den Klimawandel nicht oder nicht so intensiv aufgetreten wären. Dies ist jedoch nicht hinreichend, um den Klimawandel in Zweifel zu ziehen. Kein anderer Erklärungsansatz ist bisher in der Lage, die verschiedenen Messdaten sinnvoll im Zusammenhang zu erklären. Andere Einflüsse wie die Sonnenaktivität oder historische Klimatrends können als Ursachen ausgeschlossen werden (s. Abb. 2). Die Sonne hat zwar Phasen unterschiedlicher Intensität, allerdings decken sich die Sonnenzyklen nachweislich nicht mit der Temperaturentwicklung auf der Erde. In den vergangenen 10.000 Jahren blieb die Durchschnittstemperatur der Erde relativ konstant und fiel in den vergangenen 7.000 Jahren bis zur Industrialisierung eher ab. Der derzeitige Anstieg läuft diesem Trend akut entgegen. Heute kann der menschliche Beitrag zum Klimawandel daher ohne Zweifel als wissenschaftlicher Konsens bezeichnet werden. Der Weltklimarat (engl. International Panel on Climate Change, IPCC), der im Auftrag der Vereinten Nationen (UN) den globalen wissenschaftlichen Erkenntnisstand zusammenfasst, hielt 2021 in seinem Bericht fest, dass der menschliche Einfluss die globale Erwärmung mit einer Intensität vorantreibt, die mindestens seit 2000 Jahren beispiellos ist.
Abb. 2: Vergleich der gemessenen mit den modellierten Änderungen der durchschnittlichen globalen Oberflächentemperatur. Es ist deutlich erkennbar, dass die gemessenen Werte gut mit den Modellen übereinstimmen, die den menschengemachten Klimawandel modellieren. Die Erwärmung durch natürliche Ursachen wie Sonne und Vulkane sind nicht hinreichend, um die aktuelle Entwicklung zu erklären.
Es ist also eindeutig belegt und unstrittig, dass der Klimawandel bereits stattfindet und die Ursachen mit großer Sicherheit menschlichen Ursprungs sind.
Auswirkungen auf die Umwelt
Die Erhöhung der Durchschnittstemperatur unserer Atmosphäre führt langfristig zu einer Verschiebung der globalen Klimazonen. Dies hat zur Folge, dass sich ganze Ökosysteme erzwungenermaßen geografisch verschieben, was wiederum dramatische Veränderungen in der Tierwelt nach sich zieht und nicht zuletzt den Menschen betrifft. Durch dauerhafte Temperaturänderungen verschieben sich Klimazonen langsam in Richtung der Pole und in Richtung von Höhenlagen: Kalte Zonen werden gemäßigter, gemäßigte Zonen werden heißer und heiße Zonen werden unbewohnbar. Pflanzen und Tiere passen sich an die veränderten Bedingungen an, z. B. durch biologische Anpassung oder durch Migration in andere Weltregionen; andernfalls droht ihnen das Aussterben. Pflanzen migrieren in höhere Lagen oder in Richtung der Pole, um dem Temperaturanstieg zu entgehen. Bestehende Ökosysteme werden durch die migrierenden Tiere und Pflanzen gestört und Ökosysteme destabilisiert.
Die Welt befindet sich bereits heute in einer Phase des Massenaussterbens, also des starken Verlustes von Tierarten. Bereits vor der Industrialisierung gab es einen negativen Einfluss des Menschen insbesondere auf große Tiere, der zum Aussterben vieler Arten zumindest beitrug. Der Klimawandel wird diese Entwicklung wahrscheinlich noch beschleunigen. Bei Säugetieren ist ein Verlust von 85 % der Biomasse wilder Arten seit dem Auftauchen des modernen Menschen nachweisbar. Der Mensch verursacht verschiedene Stressfaktoren wie Biotop- und Habitat-Verluste durch Umwandlung von Flächen in landwirtschaftliche Nutzflächen oder durch Versiegelung zum Wohnen oder für Infrastruktur.
Auswirkungen auf die Ozeane
Die Meere fungieren als riesige Puffer, die sowohl CO2 als auch Wärme aufnehmen und damit die globale Erwärmung bis zu einem gewissen Grad verlangsamen. Hierdurch werden sie jedoch zum einen wärmer und zum anderen durch die Bildung von Kohlensäure aus Wasser und CO2 auch saurer. Eine Erwärmung der Ozeane wird ihre Kapazität, CO2 aufzunehmen, in Zukunft reduzieren. Lokal auftretende starke Erhitzung des Meeres (sog. „blobs“) kann dramatische Folgen für Lebewesen und ganze Nahrungsketten haben. Bereits heute steigen die Meeresspiegel durch den Klimawandel an , was weltweit zum Verlust von Landflächen führt und in Zukunft Küstenbereiche unbewohnbar machen wird. Je höher die globale Durchschnittstemperatur steigen wird, desto größer werden der zu erwartende Landverlust und die wirtschaftlichen Schäden in Küstenregionen ausfallen.
Abb. 3: Gemessener Meeresspiegelanstieg 1900–2020 (14).
Selbstverstärkung des Klimawandels
Es wird erwartet, dass durch den fortschreitenden Klimawandel zusätzliche Klimaereignisse ausgelöst werden können, sogenannte „Kipppunkte“, die eine schubartige Verstärkung und Beschleunigung des Klimawandels zur Folge haben. Bezogen auf den Klimawandel gibt es gleich mehrere Kipppunkte, die z. B. zum rasanten Abschmelzen arktischer Eisschilde, zu einer massiven Änderung von Meeresströmungen oder einer umfangreichen Veränderung der Biosphäre führen könnten. Auch das Auftauen von Dauerfrostböden führt zu einer zusätzlichen Freisetzung von Treibhausgasen, die wiederum den Klimawandel weiter antreiben. Im ungünstigsten Fall kann das Auslösen eines Kipppunkts die Auslösung eines weiteren Kipppunkts begünstigen oder direkt herbeiführen. Forscher weisen auf die Dringlichkeit hin, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren und klimatische Kippelemente zu vermeiden . Ein Überschreiten dieser Kipppunkte könnte also eine Kaskade weiterer Effekte auslösen, die den Klimawandel kurzfristig weiter beschleunigen und bei denen unklar ist, ob, und wenn ja, wie schnell sie wieder umkehrbar sind. Durch Auftauen des arktischen Meereises strahlt die Sonne zunehmend auf Ozeanwasser anstelle von Eis. Da offenes Wasser das Sonnenlicht stärker absorbiert als Eis , erwärmt sich der Ozean und damit die Umgebung stärker, was die Eisschmelze weiter beschleunigt. Einige dieser Kipppunkte könnten bereits erreicht werden, wenn die globale Durchschnittstemperatur um 1,5 °C über das vorindustrielle Niveau (1850-1900) ansteigt. Daher sollte sich die Klimapolitik an diesem Zielwert orientieren.
Stärkere Extremwetterphänomene
Extreme Wetterereignisse wie Stürme oder Dürren gehören neben Erdbeben und Tsunamis zu den potenziell schwersten Naturkatastrophen . Die wirtschaftlichen Kosten von Extremwetterphänomenen zeigen einen seit Jahren ansteigenden Trend, der sich mit fortschreitendem Klimawandel voraussichtlich noch verschärfen wird. Extremwetterphänomene werden auch in Deutschland in Quantität und Qualität zunehmen. So werden Wetterlagen, die beispielsweise die verheerende Flutkatastrophe im Ahrtal verursacht haben, wahrscheinlich in Zukunft häufiger vorkommen.
Auf Basis der aktuellen Klimamodelle ist weltweit zwar mit einem Rückgang oder Erhalt der absoluten Anzahl an tropischen Wirbelstürmen zu rechnen, allerdings erhöhen sich möglicherweise die Zyklonintensität (Windgeschwindigkeit) und die Niederschlagsmengen. Dies geht vor allem auf eine Steigerung der Meeresoberflächentemperaturen zurück – ein Trend, den man bereits in den vergangenen Jahrzehnten beobachten konnte. Extremwetterphänomene können zu zusätzlichem Selektionsdruck führen, der wiederum Populationen von Tieren verändern kann. Eine Zunahme der Intensität von Hitzewellen wird erwartet. Hitzewellen sind für Mensch und Natur eine Gefahr und können regional beispielsweise zu plötzlichem und massenhaftem Vogelsterben führen. Prognosen weisen außerdem auf stärkere Hitzewellen in den kommenden Jahrzehnten hin.
Auswirkungen auf die Menschheit
Der Mensch existiert nicht isoliert von seiner Umwelt – die Folgen von Klimawandel, Umweltverschmutzung und Artensterben betreffen uns in vielfältiger Art und Weise. Grundlegende Bedürfnisse wie Wasser- und Energieversorgung sowie die globale Nahrungsmittelproduktion sind abhängig von Wetter und Klima. So hat die Verschiebung der Klimazonen unmittelbare Auswirkungen auf die Pflanzen, die zur Nahrungsmittelproduktion angebaut werden können. Trotz aller Bemühungen zur Bekämpfung von Verwüstung führen Wassermangel und Dürre bereits heute weltweit zur Zerstörung landwirtschaftlicher Nutzflächen und stellen so eine Bedrohung für die globale Ernährung dar.
Pflanzen binden im Rahmen der Photosynthese CO2, um daraus Kohlenhydrate zu gewinnen. Eine deutliche Erhöhung der CO2-Konzentration, wie sie aktuell stattfindet, hat für die landwirtschaftliche Produktivität wahrscheinlich eher negative Auswirkungen.
Die Veränderung der Klimazonen führt auch zu einer stärkeren Vermehrung nicht-heimischer Spezies. Diese bedrohen unsere einheimische Flora, Fauna und auch unsere Gesundheit. Der Klimawandel begünstigt tendenziell die Übertragung von Infektionskrankheiten von Wildtieren auf den Menschen (Zoonosen), die Pandemien verursachen können wie beispielsweise die von COVID-19. In Deutschland haben Hitzewellen der jüngeren Vergangenheit bereits zu einer signifikanten Übersterblichkeit geführt.
Der Einfluss des Klimawandels auf die Meeresspiegel und die Häufigkeit von extremen Wetterereignissen betrifft besonders dicht besiedelte Küstenregionen weltweit. Ohne Anpassungen an den Klimawandel drohen küstennahen Regionen große Schäden. Schäden in Küstenregionen werden zu Migrationsbewegungen führen. Der UN-Ausschuss für Menschenrechte hat festgestellt, dass „Klimamigranten“ in Zukunft möglicherweise nicht ohne Weiteres in ihre Heimatländer zurückgeschickt werden können. Dies könnte zu der Situation führen, dass der Klimawandel einen Asylgrund darstellt.
Aus unserer Sicht ergeben sich aus den zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels zwei zentrale Strategien: Erstens muss alles versucht werden, um Treibhausgase zu reduzieren und die Erhöhung der globalen Temperatur möglichst zu begrenzen („Mitigation“), denn je stärker der Klimawandel wird, desto schwerwiegender werden seine Auswirkungen auf Mensch und Natur. Vor allem das Überschreiten der beschriebenen Kipppunkte muss dringendst vermieden werden, da sonst eine schubartige Verstärkung des Klimawandels wahrscheinlich ist. Zweitens müssen wir uns mit den Auswirkungen des bereits heute spürbaren Klimawandels auseinandersetzen und uns an die zu erwartenden Änderungen anpassen („Adaption“), um die verursachten Schäden möglichst gering zu halten. Beide Strategien müssen parallel verfolgt werden und stellen keine Alternativen zueinander dar.
Mitigation des Klimawandels
Als Reaktion auf die gravierenden Auswirkungen des Klimawandels hat sich die Mehrheit der Nationen mit dem Pariser Klimaschutzabkommen dazu bekannt, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C beschränken zu wollen. Dies wurde dann mit dem Vorsatz verfestigt, die Klimaerwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Seither gelten diese Ziele als Grundlage klimapolitischen Handelns. Die Folgen eines Nichteinhaltens des globalen 1,5-Grad-Ziels wurden bereits anschaulich vom Weltklimarat IPCC zusammengefasst. Wie beschrieben ist eine Vermeidung der Kipppunkte ein wichtiges Ziel bei der Mitigation. Leider haben viele Staaten ihre realpolitische Zielsetzung nicht ausreichend daran orientiert. Die vorliegenden Pläne der Länder für den Klimaschutz reichen nicht aus, um das 1,5- oder auch nur das 2-Grad-Ziel zu erreichen.
Abb. 4: Die zukünftigen Auswirkungen des Klimawandels hängen davon ab, wie gut es gelingt, die Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren. Nur eine starke Reduktion ermöglicht eine Eindämmung des weiteren Temperatureinstiegs bis 2100 (55).
Auch Deutschland hat keine ausreichend hoch gesteckten Ziele und diese bisher sogar verfehlt. Zwischen 2013 und 2020 musste Deutschland Emissionsrechte für einen zweistelligen Millionenbetrag im Ausland kaufen. Besonders die Bereiche Gebäude und Verkehr verfehlen die gesetzten Ziele.
Ist das 1,5-Grad-Ziel noch eine sinnvolle Marke?
Klimatologisch gesehen dürfte die globale Erwärmung voraussichtlich in den kommenden Jahren erstmals die Marke von 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau überschreiten. Auch zeigt der Trend, dass eine weitere Erhöhung der weltweiten Temperaturen wahrscheinlich ist. Vor diesem Hintergrund gibt es Stimmen, die den Sinn der 1,5-Grad-Zielmarke in Frage stellen. Doch jede Maßnahme, die für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels umgesetzt wird, ist umso wertvoller für die 2-Grad-Marke. Daher finden wir es angemessen, sich ambitionierte Ziele zu setzen, anstatt die Gefahr einzugehen, selbst niedrige Ziele zu verfehlen. Jedes Zehntelgrad Erwärmung, das wir vermeiden, bedeutet geringere Risiken, niedrigere Folgekosten und weniger verlorene Menschenleben. Ambitionierte Klimaschutzpolitik, die sich am 1,5-Grad-Ziel orientiert, macht unsere Zukunft sicherer.
CO2-arme Energieerzeugung
Die Bekämpfung des Klimawandels muss bei dessen Ursache ansetzen: der Emission von Treibhausgasen. Durch den Verzicht auf die Verbrennung fossiler Energieträger zur Stromerzeugung kann die Energiewirtschaft, die Hauptemissionsquelle von Treibhausgasen, ihre Emissionen reduzieren. Fossile Energieträger, allen voran Kohle, tragen am meisten zu den CO2-Emissionen bei. Über die Entwicklung des globalen Energiebedarfs gibt es verschiedene Annahmen. Durch wachsenden Wohlstand einerseits und Elektrifizierung vieler Lebensbereiche der Industriestaaten andererseits halten wir trotz möglicher Effizienzsteigerungen einen sinkenden globalen Energiebedarf für wenig wahrscheinlich. Insbesondere Länder mit niedrigem Einkommen haben in ihrer Entwicklung einen Nachholbedarf, der mit einem steigenden Energiebedarf einhergeht. Daher ist es aus unserer Sicht nicht realistisch, den Klimawandel ausschließlich durch Energiesparmaßnahmen zu stoppen.
Neben der Energiewirtschaft können auch Sektoren wie Verkehr und Gebäudewärme, die heute stark auf der Verbrennung fossiler Brennstoffe aufbauen, elektrifiziert werden, um Emissionen zu reduzieren. Aus Klimasicht wäre es am sinnvollsten, wenn der dafür benötigte Strom möglichst CO2-arm erzeugt wird, beispielsweise durch Photovoltaik, Windkraftwerke oder Kernenergie. Der Ausbau der erneuerbaren Energien wie Photovoltaik und Windenergie wurde durch vergangene Regierungen nicht ausreichend gefördert und zum Teil sogar bürokratisch behindert. Es gibt allerdings Möglichkeiten, den Ausbau zu beschleunigen. Deutschland hat noch erhebliches Potenzial bei der Energiegewinnung durch Windenergie. Darüber hinaus müssen Energiespeichertechnologien weiterentwickelt und vor allem implementiert werden, z.B. basierend auf grünem Wasserstoff oder der Erzeugung von Methan aus erneuerbaren Energien (Power-to-X). Erst durch eine robuste Infrastruktur zur Energiespeicherung und -bereitstellung kann das volle Potenzial der Erneuerbaren ausgeschöpft werden. Wir halten außerdem den Weiterbetrieb der deutschen Kernkraftwerke für sinnvoll – idealerweise, bis alle fossilen Energieträger dauerhaft durch erneuerbare Energie ersetzt wurden. Erneuerbare und Kernenergie können sich in vielen Bereichen sinnvoll ergänzen. Die Priorisierung des Atomausstiegs über den Kohleausstieg in Deutschland war aus der Perspektive konsequenten Klimaschutzes nicht sinnvoll.
Kompensation von Treibhausgasemissionen
Auch bei fortgeschrittener Dekarbonisierung der Energieerzeugung und weiterer Wirtschaftsbereiche wird es wahrscheinlich unvermeidbare Emissionen von Treibhausgasen geben. Hier werden verschiedene Optionen diskutiert, um diese unvermeidbaren Emissionen auszugleichen.
„Carbon Capture and Storage“ (CCS), die Entfernung und Speicherung von CO2 aus der Luft oder Abgasen, ist eine Möglichkeit, die Emission von Treibhausgasen zu reduzieren oder nicht vermeidbare Emissionen zu kompensieren. Ohne solche Technologien wird es laut manchen Experten schwierig werden, den Klimawandel erfolgreich zu bekämpfen. Allerdings erfordern diese Technologien einen hohen Energieeinsatz. Die Nachhaltigkeit dieser Technologien hängt daher sehr von der Art der Energieerzeugung und deren Verfügbarkeit ab.
Als Methoden des sogenannten Geoengineerings werden mögliche technologische Strategien bezeichnet, die die globale Erwärmung reduzieren können. Weitere Forschung und Entwicklung ist jedoch notwendig, um Chancen und Risiken solcher Technologien realistisch bewerten zu können. Im Moment gilt weltweit praktisch ein Verbot („De-facto-Moratorium“) der Anwendung von Geoengineering-Methoden. Wir halten es jedoch für dringend notwendig, diese Technologien weiter zu erforschen und auch Feldversuche durchzuführen, um zusätzliche Handlungsoptionen zur Mitigation zu erhalten, mit denen zum Beispiel das Überschreiten bestimmter Kipppunkte gezielt verhindert werden kann.
Übergang zu einem nachhaltigen Wirtschaftsmodell
Die soziale Marktwirtschaft ist eines der Erfolgsrezepte des deutschen Wirtschaftswachstums nach dem Zweiten Weltkrieg. Um auch in Zukunft erfolgreich zu sein, müssen wir sie um eine ökologische Komponente erweitern.
Die bisherige Umweltpolitik der Bundesrepublik war durch teils ineffiziente und nicht zielgerichtete Maßnahmen geprägt. Deshalb streben wir eine Stärkung des europäischen Emissionshandels und eine Ausweitung auf alle Sektoren (Verkehr, Landwirtschaft, …) an. Dies macht gesetzliche Regelungen zum Kohleausstieg oder zu Emissionsgrenzwerten für Fahrzeugflotten überflüssig, weil die Emissionen zentral über das Handelssystem gesteuert werden. Dieser Weg spart außerdem bürokratischen Aufwand.
Eine dringende Maßnahme ist die Abschaffung direkter und indirekter klimaschädlicher Subventionen auf internationaler, aber auch nationaler Ebene. Wir halten es für irrational und unvermittelbar den Klimawandel mit Steuergeldern in Milliardenhöhe zusätzlich zu befeuern.
Um ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell zu erreichen, muss außerdem die Ressourceneffizienz gesteigert werden, vor allem durch eine zunehmend geschlossene Kreislaufwirtschaft. Auch neue Technologien erweitern potenziell unsere zukünftigen Möglichkeiten. Insbesondere muss die Wirtschaft vom Verbrauch fossiler Brennstoffe unabhängig werden. Eine komplette Entkopplung von Ressourcenverbrauch und Wirtschaftswachstum ist vermutlich kein realistisches Szenario. Das bedeutet, dass nachhaltiges („grünes“) Wachstum natürlichen Grenzen unterworfen ist und wir uns perspektivisch mit niedrigeren Wachstumsraten, als dies bei einem unlimitierten Wirtschaftssystem der Fall wäre, begnügen müssen. Aber dies bedeutet aus unserer Sicht auch, dass mit den richtigen Rahmenbedingungen Nachhaltigkeit und Marktwirtschaft in Einklang gebracht werden können.
Adaption an den Klimawandel
Der Klimawandel führt in Deutschland bereits heute zu einer Zunahme von trockenen Hitzeperioden und Unwettern mit Überflutungen – ein Trend, der sich wahrscheinlich in Zukunft noch verstärken wird. Aufgrund der verzögerten Reaktion des Klimas auf menschliche Aktivitäten wird ein Teil der Auswirkungen nicht mehr abwendbar sein, selbst wenn ambitionierte Maßnahmen zur Mitigation sofort umgesetzt würden. Daher müssen parallel zur Mitigation auch Maßnahmen zur Adaption durchgeführt werden, um die zu erwartenden Schäden möglichst gering zu halten.
Die Landwirtschaft muss sich auf die Folgen des Klimawandels einstellen, z. B. durch die Einführung neuer Pflanzenarten, die resistenter gegen Dürren, Überschwemmungen oder versalzte Böden sind, oder durch neue Formen der Feldbewirtschaftung. Wir streben eine nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft an, um den Flächenbedarf der Nahrungsmittelproduktion zu reduzieren. Die freiwerdenden Flächen können eine wertvolle Rolle bei der Anpassung an den Klimawandel spielen. Priorität sollte dabei die Renaturierung von Flüssen, Wald- und Feuchtgebieten haben, weil dies großes Potenzial birgt, den Klimawandel zu bekämpfen und unsere Umwelt und Ökosysteme vor dessen Auswirkungen zu schützen.
Die Anpassung an den Klimawandel und die Erreichung höherer Widerstandsfähigkeit (Resilienz) von Gesellschaften und Ökosystemen gegen die Effekte des Klimawandels sind komplexe Aufgaben, die am besten international koordiniert angegangen werden sollten. Lokale geologische und klimatische Gegebenheiten und Auswirkungen spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung effektiver Anpassungskonzepte. Die Zunahme von Extremwetterereignissen wie Stürmen, Überflutungen und Dürren in Deutschland und Europa erfordert eine Stärkung des Katastrophenschutzes mit einem grenzüberschreitenden Hochwasser- und Katastrophenschutz-Management. Unsere Infrastruktur muss an die Auswirkungen des Klimawandels angepasst werden. Städte und Siedlungsgebiete müssen besser auf Wasserknappheit und Hitze einerseits und Unwetter mit Überflutungen andererseits vorbereitet werden. Gleichzeitig wird mehr Forschung notwendig sein, um den Klimawandel besser zu verstehen, auch während er sich bereits entfaltet, um die Vorhersage der Auswirkungen stetig zu verbessern und die Wirksamkeit getroffener Maßnahmen zur Adaption zu überprüfen und zu optimieren. Bildung und Aufklärung werden notwendig sein, um eine breite Akzeptanz der ergriffenen Maßnahmen zu Mitigation und Adaption in der Bevölkerung zu erreichen und zu verankern.
Klimagerechtigkeit
Weltweit sind Ursachen und Folgen des Klimawandels sehr ungleich verteilt. So sind z. B. die Länder des Globalen Südens deutlich stärker von den Auswirkungen betroffen als die des Nordens, der aber historisch den größeren Anteil an Treibhausgasen produziert hat. Wenn man die gesamten Emissionen seit Beginn der Industrialisierung betrachtet, ist Deutschland der viertgrößte Emittent von Treibhausgasen weltweit, nach den USA, China und Russland. Daraus ergibt sich eine historische Verantwortung dafür, sich für den Klimaschutz zu engagieren. Auch innerhalb eines Landes treffen die Auswirkungen des Klimawandels, wie z. B. steigende Energie- und Lebensmittelpreise, die einkommensschwächeren Bürger stärker als die einkommensstarken, die jedoch durch ihren höheren Konsum auch mehr Emissionen verursachen. Dadurch beeinflusst der Klimawandel auch das soziale Gefüge unserer Gesellschaft.
Es gibt aber auch Hoffnung: Personen mit hohem sozioökonomischem Status haben dank ihrer gesellschaftlichen Stellung das Potential den Klimaschutz aktiv voranzutreiben. Auch sogenannte „social tipping points“, mit denen die Öffentlichkeit mobilisiert werden kann sich für Klimaschutz zu engagieren, könnten helfen. Verschiedene gesellschaftliche Gruppen und Organisationen können durch ihr Engagement zur Aufklärung über Ursachen und Folgen des Klimawandels und mögliche Lösungen dazu beitragen.
Als Motivation kann auch das Thema Generationengerechtigkeit eine Rolle spielen. Laut Urteil des Bundesverfassungsgerichts ist eine Politik, die den Klimawandel nicht effektiv bekämpft, ungerecht gegenüber den folgenden Generationen, da sie Folgen und Kosten in die Zukunft verschiebt und dadurch die Freiheit künftiger Generationen einschränkt, was als verfassungswidrig beurteilt wurde. Es ist also höchste Zeit für eine konsequente und gerechte Klimapolitik!
Fazit
Der menschengemachte Klimawandel ist eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Wir glauben, dass es unsere Verantwortung ist, wir aber auch die Möglichkeit haben, diese vom Menschen verursachte Entwicklung aufzuhalten und bestenfalls umzukehren. Wir streben eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung für Klimaschutz und -gerechtigkeit an. Viele der dafür nötigen Technologien und Erkenntnisse stehen uns bereits heute zur Verfügung – wir müssen sie nur konsequent und nach Stand der Wissenschaft einsetzen. Die Politik muss dem Klimawandel höchste Priorität einräumen. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit unserem rationalen und wissenschaftlichen Ansatz die Menschen dazu motivieren können, aktiv am Erreichen der Klimaschutzziele mitzuwirken, um unseren Wohlstand zu erhalten und gleichzeitig als Gesellschaft resilienter gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu werden.
Forderungen
- Wir fordern höchste politische Priorität für den Klimaschutz.
- Beim Klimaschutz müssen Bekämpfung des Klimawandels (Mitigation) und Anpassung an diesen (Adaption) parallel betrieben werden, um so viele Schäden wie möglich von Mensch und Natur abzuwenden.
- Wir fordern den Übergang zu einem nachhaltigen und klimagerechten Wirtschaftssystem. Dafür muss unsere soziale Marktwirtschaft reformiert und um eine ökologische Zielsetzung erweitert werden.
- Wir fordern die sofortige Abschaffung direkter und indirekter klimaschädlicher Subventionen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene.
- Wir fordern die Anpassung unserer Naturlandschaften an den Klimawandel: Renaturierung von Wäldern und Feuchtgebieten, insbesondere Mooren und Auenwäldern, sowie Küstenschutz.
- Wir fordern neue und vorhandene Technologien zur CO2-armen Stromerzeugung und
Stromspeicherung sowie CO2-Abscheidung und -lagerung stärker zu fördern und konsequenter einzusetzen. - Wir fordern, die Entwicklung von Geoengineering-Methoden wieder aufzunehmen.
- Wir fordern Bildung und Aufklärung über Ursachen und erwartete Folgen des Klimawandels, mögliche Lösungen und eine Mobilisierung der Gesellschaft für Klimaschutz und -gerechtigkeit.
Glossar
Klimawandel: Beschreibt eine Vielzahl von Klima- und Wetterphänomenen; wissenschaftlich wird er als Anstieg der Durchschnittstemperatur auf der Erde (auch „globale Erwärmung“ genannt) definiert, der auf eine Verstärkung des natürlichen Treibhauseffekts zurückzuführen ist.
Treibhauseffekt: Dieser bewirkt, dass Wärmestrahlung der von der Sonne erwärmten Erde von der Atmosphäre teilweise zurückgehalten wird. Wie stark die langwellige Wärmestrahlung der Erde absorbiert, reflektiert oder durchgelassen wird, hängt von den Gasen in der Atmosphäre ab, den sogenannten Treibhausgasen.
Treibhausgase: Bewirken den Treibhauseffekt. Wichtige Treibhausgase sind unter anderem Wasserdampf, Kohlenstoffdioxid (CO2) und Methan.
Mitigation: Methoden der Mitigation haben zum Ziel, die weitere Erwärmung des Klimas zu reduzieren. Eine typische Methode ist die Reduktion von Treibhausgasen.
Geoengineering: Technische Strategien, um die globale Erwärmung zu reduzieren.
Adaption: Maßnahmen zur Anpassung an die bereits unvermeidbaren Folgen des Klimawandels, um die zu erwartenden Schäden möglichst gering zu halten.
Resilienz: Widerstandsfähigkeit von Gesellschaften und Ökosystemen gegen destabilisierende Faktoren, z. B. die Effekte des Klimawandels.
Der Treibhauseffekt bewirkt, dass Sonnenenergie, die von der Erde zurück ins Weltall reflektiert wird, von der Atmosphäre teilweise zurückgehalten wird. Diese zurückgehaltene Energie erwärmt folglich die Atmosphäre und den Boden zusätzlich. Ohne diesen Effekt wäre die globale Durchschnittstemperatur deutlich kälter.
[1] Helmholtz-Zentrum Hereon Geesthacht. Der natürliche Treibhauseffekt, abgerufen Dezember 2021
Dass Wasserdampf und CO2ursächlich für den Treibhauseffekt sind, ist seit 1862 bekannt [1]. Der Anteil von Wasserdampf am natürlichen Treibhauseffekt wird, je nach den herrschenden Bedingungen, auf ca. 60 % und der von CO2auf ca. 26 % beziffert [2]. Bei den vom Menschen emittierten Treibhausgasen gemäß NOAA nahm CO2im Jahr 2021 allerdings einen Anteil von 66,4 % und Methan einen von 16,3 % ein [3].
[1] Wikipedia.Treibhauseffekt, abgerufen April 2023
[2] Jeffrey T. Kiehl & Kevin E. Trenberth, 1997. Earth’s annual global mean energy budget, Tabelle 3 „clear sky“
[3] Umweltbundesamt, 2023. Atmosphärische Treibhausgas-Konzentrationen
Dies ist wissenschaftlicher Konsens und durch zahlreiche Studien belegt. Der Weltklimarat IPCC bekräftigte diese Tatsache erneut in seinem Bericht von 2021 [1].
[1] International Panel on Climate Change (IPCC), 2021. Climate Change 2021, The Physical Science Basis, Summary for Policymakers
Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre steigt seit Jahrzehnten stetig an [1]. Auch die CO2-Emissionen seit 1800 sind in gewissen Weltregionen wie der EU zwar mittlerweile rückläufig, aber weltweit gesehen nehmen sie noch immer zu [1].
[1] Hannah Ritchie et al., 2020. Atmospheric concentrations of CO2 continue to rise
[2] Hannah Ritchie et al., 2020. Global emissions have not yet peaked
Dies geht aus den Daten des Umweltbundesamts hervor [1]. Die Quelle der Treibhausgasemissionen genau zu identifizieren, ist allerdings komplex, da sich die Verursacher der THG in verschiedene, teilweise überschneidende Kategorien wie Sektoren, Geräte oder Brennstoffe einteilen lassen. Der Weltklimarat (International Panel on Climate Change, IPCC) hat dies in seinem fünften Assessment Report dargestellt [2].
[1] Umweltbundesamt, 2021. Emissionsquellen
[2] International Panel on Climate Change (IPCC), 2014. 10-Industry. In: Climate Change 2014: Mitigation of Climate Change. Contribution of Working Group III to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, Abbildung 10.1
[1] Care, 2023. Klimawandel: Definition, Ursachen, Folgen
Die NASA hat einen kurzen Beitrag verfasst, der über Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels informiert [1].
[1] National Aeronautics and Space Administration (NASA). Climate Change: How Do We Know?, abgerufen Dezember 2021
Dies wurde beispielsweise in einem Artikel von ARD alpha ausgeführt [1].
[1] ARD alpha, 2022. Die Geschichte der Klimaforschung
[2] Wikipedia. Eunice Newton Foote, abgerufen Juni 2023
Forscher des Geophysics Fluid Dynamics Laboratory haben 1967 eine Modellrechnung veröffentlicht, die bei einer Verdopplung der CO2-Menge in der Atmosphäre eine Erhöhung der durchschnittlichen Temperatur um 2,3 °C voraussagt [1]. Auf der Basis dieser und aktualisierter Modelle kann vorausberechnet werden, wie viel CO2, die Menschheit insgesamt noch in die Atmosphäre emittieren darf, um den Klimawandel noch zu begrenzen. Dies nennt man auch „CO2-Budget“. Der Weltklimarat hat 2018 berechnet, dass nur noch 580 Gt CO2 emittiert werden können, um eine 50:50 Chance auf die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels zu erhalten [2].
[1] Syokuro Manabe & Richard T. Wetherald, 1967. Thermal Equilibrium of the Atmosphere with a Given Distribution of Relative Humidity, S. 241-259
[2] International Panel on Climate Change (IPCC), 2018. Special Report Global Warming of 1.5 ºC
Das deutsche Klima-Konsortium zitiert den IPCC wie folgt: „Die vielfältigen Forschungen haben natürliche Ursachen für den aktuellen, sehr steilen Temperaturanstieg seit Beginn der Industrialisierung ausgeschlossen. Er ist nur durch die menschengemachte Verstärkung des Treibhauseffekts erklärbar.“ [1]
Ein Artikel zeigt beispielhaft an einem konkreten Paper, wie Leugner des menschengemachten Klimawandels argumentieren: Im Beispiel wird ein einzelner Aspekt des Klimawandels herausgepickt, bei dem eine gewisse Unsicherheit besteht, wie hoch der menschengemachte Anteil daran ist (Wetterphänomene). Diese Unsicherheit wird dann als Argument gegen den wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel insgesamt verwendet. Diese Argumentation funktioniert aber nur, wenn sämtliche anderen beobachtbaren Phänomene ausblendet werden [2].
[1] Deutsches Klima-Konsortium, 2022. Was wir heute übers Klima wissen
[2] Ken Rice, 2022. No, a cherry-picked analysis doesn’t demonstrate that we’re not in a climate crisis, Sceptical Science
Die Strahlungsintensität der Sonne schwankt seit mindestens 1950 um einen konstanten Wert, und jeder Zyklus dauert ca. elf Jahre. Die Maxima der Sonnenintensität in jedem Zyklus nehmen seit mindestens 1950 sogar ab. Im krassen Gegenteil dazu nimmt die globale Mitteltemperatur seit spätestens 1970 immer weiter zu (siehe Abb. 1 in [1]). Auch eine zeitverzögerte Reaktion der Erwärmung auf die (relativ) starke Sonnenintensität im Jahr 1950 kann ausgeschlossen werden: Laut Modellrechnungen von Caldeira und Myhrvold (ERL 2013) wirkt sich 60 % der Temperaturreaktion innerhalb der ersten 20 Jahre aus, während 80 % der Erwärmung bis 2016 erst nach 1970 stattgefunden hat. [1]
[1] SciLogs (Spektrum der Wissenschaft), 2020. Rekordwärme auf der Erde trotz kalter Sonne
Verschiedene natürlich vorkommende Ablagerungen können genutzt werden, um Aussagen über das Erdklima in vergangenen Jahrtausenden zu machen. Dazu gehören z. B. Sedimente aus Seen oder dem Meer sowie Eisbohrkerne. In einer Metaanalyse wurden die Daten von 1319 Proben von 679 verschiedenen Messorten ausgewertet, um die globalen Durchschnittstemperaturen der Vergangenheit zu berechnen. Diese Daten zeigen übereinstimmend, dass in den Jahrhunderten vor Beginn der Industrialisierung das Klima tendenziell abkühlte. Der beobachtete Trend der letzten ca. 100 Jahre läuft dem historischen Trend entgegen [1].
[1] Kaufman et al., 2020. A global database of Holocene paleotemperature records, Abbildung 8
In dem Bericht heißt es: „It is unequivocal that human influence has warmed the atmosphere, ocean and land. Widespread and rapid changes in the atmosphere, ocean, cryosphere and biosphere have occurred (…) Human influence has warmed the climate at a rate that is unprecedented in at least the last 2000 years“ [1].
Zu Deutsch: „Es ist eindeutig, dass der menschliche Einfluss die Atmosphäre, den Ozean und das Land erwärmt hat. Weitverbreitete und schnelle Veränderungen in der Atmosphäre, im Ozean, in der Kryosphäre [die Gesamtheit des Eises auf der Erde] und in der Biosphäre sind aufgetreten […] Der menschliche Einfluss hat das Klima in einer Geschwindigkeit erwärmt, die mindestens in den letzten 2000 Jahren beispiellos war“.
[1] International Panel on Climate Change (IPCC), 2021. Climate Change 2021, The Physical Science Basis, Summary for Policymakers
[1] Deutsches Klima-Konsortium et al., 2022. Was wir heute übers Klima wissen
Nach Meinung von Pecl et al. (2017) werden die Auswirkungen der Verschiebung von Ökosystemen auf die Menschheit unterschätzt und in der Klimaschutzpolitik bislang nicht ausreichend berücksichtigt [1].
[1] Gretta T. Pecl et al., Science, 2017. Biodiversity redistribution under climate change: Impacts on ecosystems and human well-being, Science 355
Nach Meinung von Pecl et al. (2017) werden die Auswirkungen der Verschiebung von Ökosystemen auf die Menschheit unterschätzt und in der Klimaschutzpolitik bislang nicht ausreichend berücksichtigt [1].
[1] Gretta T. Pecl et al., Science, 2017. Biodiversity redistribution under climate change: Impacts on ecosystems and human well-being, Science 355
In einem Blog-Beitrag der Climate School der Columbia University wird als Beispiel genannt, dass in Nordamerika viele Pflanzen alle zehn Jahre 36 Fuß (ca. 11 m) in die Höhe oder 10,5 Meilen (ca. 17 km) nach Norden migrieren [1].
[1] Renee Cho, 2022. How Climate Change Will Affect Plants
Die Europäische Umweltagentur hat dies bereits 2012 in einem ausführlichen Bericht am Beispiel von 28 verschiedenen Spezies dargestellt [1].
[1] EEA, 2012. The impacts of invasive alien species in Europe, S. 13
Es gibt seit Jahrzehnten eine Debatte darüber, welchen Einfluss der Mensch auf das Aussterben diverser Tierarten hatte. Es existieren verschiedene Hypothese um die Beobachtungen zu erklären und die Debatte ist keineswegs abgeschlossen. Die seit 1966 bestehende Hypothese, dass die Ankunft des Menschen in einer Region das Aussterben der dort lebenden Großtiere zur Folge hat („Overkill-Hypothese“), konnte bisher nicht widerlegt werden [1]. Im Falle Australiens hat mit hoher Wahrscheinlichkeit die Ankunft des Menschen zum Aussterben der großen Landtiere geführt und nicht z. B. klimatische Veränderungen [2]. Dies kann als Bestätigung der „Overkill-Hypothese“ verstanden werden.
[1] Lorraine Boissoneault, 2017. Are Humans to Blame for the Disappearance of Earth’s Fantastic Beasts?
[2] Frédérik Saltré et al., 2016. Climate change not to blame for late Quaternary megafauna extinctions in Australia. Nat Commun. 7, S. 10511
Die Daten mehrerer Studien wurden von Hannah Ritchie (Our World In Data) visualisiert [1].
[1] Hannah Ritchie, 2021. Wild mammals have declined by 85% since the rise of humans, but there is a possible future where they flourish
Wenn CO2 und Wasser in Kontakt kommen, bildet sich durch chemische Reaktion Kohlensäure, das sich im Wasser löst. Da die Erdoberfläche zu ca. 70 % mit Wasser bedeckt ist, reagieren sehr große Mengen CO2 mit Wasser zu Kohlensäure. Da Kohlensäure eine Säure ist, hat die Speicherung von CO2 im Ozean eine Versauerung zur Folge [1].
Wasser besitzt eine vergleichsweise große Wärmekapazität im Vergleich zu anderen Stoffen in der Natur [2]. Wie oben bereits erwähnt, erlaubt die schiere Größe der Ozeane die Speicherung großer Mengen Wärme.
[1] Wikipedia. Versauerung der Meere, abgerufen Februar 2023
[2] Wikipedia. Spezifische Wärmekapazität, abgerufen Februar 2023.
Eine Studie aus dem Jahr 2015 hat gezeigt, dass in wärmerem Ozeanwasser das gelöste CO2 (es liegt dann streng genommen als Kohlensäure vor) weniger tief sinkt. Dies hat zur Folge, dass durch die Erwärmung der Ozeane die Konzentration an gelöstem CO2 an der Wasseroberfläche steigt, was wiederum zur Freisetzung dieses Gases in die Luft führt [1]. Dadurch steigt die CO2-Konzentration in der Atmosphäre auch ohne zusätzliche Emissionen.
[1] Chris M. Marsay et al., 2014. Attenuation of sinking particulate organic carbon flux through the mesopelagic ocean, Proceedings of the National Academy of Science 112 (4), S. 1089-1094
Zwischen 2013 und 2016 kam es an der amerikanischen Westküste zu einem solchen Blob mit einem Temperaturanstieg um rund 7 °C. In der Folge wurden über 60.000 tote Meeresvögel an der Küste gefunden, was ca. dem Tausendfachen der üblichen Mengen entspricht. Die Fische waren verhungert, weil sich durch die Erhitzung die Menge und Qualität des Planktons zurückging. Durch das Aussterben der Fische gehen Forscher von weiteren Massenaussterben entlang der Nahrungskette aus, etwa bei Vögeln und Walen, aus [1].
[1] Spiegel, 2020. Der tödliche „Blob“
Satellitenmessungen der NASA zeigen eine Erhöhung des Meeresspiegels um ungefähr 10 cm zwischen Anfang 1995 und Ende 2022. Daten von Mareografen
– Instrumente zur Messung des Pegels – zeigen sogar einen Anstieg von über 2 m seit 1900 [1].
[1] NASA, 2022. Vital Signs: Sea Level
Der National Ocean Service – eine Unterabteilung des US-amerikanischen Wirtschaftsministeriums – geht bis 2050 von einer Meeresspiegelerhöhung von 0,25 bis 0,3 m an der amerikanischen Küste aus. Dadurch steigen die Höhen der Sturmfluten und reichen weiter ins Landesinnere hinein. Zudem steigt die Häufigkeit zerstörerischer Fluten um ca. das Zehnfache. [1]
[1] NOAA, 2022. 2022 Sea Level Rise Technical Report
Zu den bekanntesten Kipppunkten gehören das Kollabieren der thermohalinen Zirkulation (wozu der Golfstrom gehört), das Absterben des Amazonas-Regenwaldes oder das Schmelzen der Eisschilde in Grönland [1, 2].
Hier ein Beispiel: Die für Europa vermutlich wichtigste Meeresströmung ist der sogenannte Golfstrom, der sehr große Mengen Energie in den Tropen aufnimmt und an der europäischen Westküste in Form von Wärme abgibt. Unter anderem ist es für diese Strömung erforderlich, dass das Wasser im Nordatlantik in die Tiefsee sinkt, um sich dort wieder abzukühlen. Dies geschieht dadurch, dass dort sehr salzhaltiges auf wenig salzhaltiges Wasser trifft und das sehr salzhaltige Wasser aufgrund seiner höheren Dichte in die Tiefe sinkt.
Der Klimawandel sorgt für erhöhte Regenfälle über dem Ozean und für zusätzliches Süßwasser durch das Schmelzen des grönländischen Eisschilds. Dies hat zur Folge, dass das Salzwasser im Ozean verdünnt wird, was zu einer Verringerung seiner Dichte führt. Dadurch kann es nicht mehr so tief sinken und die Strömung wird abgeschwächt. Folglich wird noch weniger Salzwasser aus den Tropen in den Nordatlantik transportiert und das Wasser im Nordatlantik wird weiter verdünnt: ein Teufelskreis. Es wird erwartet, dass die Strömung ab einem Schwellenwert ganz zum Erliegen kommt oder sich gar umkehrt [2].
[1] Timothy M. Lenton et al., 2008. Tipping elements in the Earth’s climate system, PNAS 105 (6), S. 1786-1793
[2] Robert McSweeney, 2020. Explainer: Nine ‘tipping points’ that could be triggered by climate change
In einem Kommentar, der in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlicht wurde, [1] legen führende Klimaforscher allgemein verständlich dar, dass einzelne Kipppunkte sich im ungünstigen Fall gegenseitig verstärken könnten. Aufgrund vieler Unbekannter gestaltet sich die Abbildung dieser Möglichkeit in den Klimamodellen schwierig. Diese Unsicherheit erschwert exakte Vorhersagen bezüglich der möglichen Auswirkungen dieser Überschreitungen. Die Autoren plädieren dafür, im Zweifelsfall von eher schwerwiegenden Auswirkungen auszugehen.
[1] Lenton et al., 2019. Climate tipping points — too risky to bet against, Nature 575, S. 592-595
Im Artikel werden mehrere Kippelemente beschrieben, wie z. B. das Auftauen von Permafrostböden, das Abschmelzen der Gletscher oder das Absterben von Korallenriffen [1].
[1] ZEIT ONLINE, 2018. Was, wenn die Welt am 1,5-Grad-Ziel scheitert?
Siehe (29).
Schneebedecktes Eis reflektiert ca. 90 % des einstrahlenden Lichts, flüssiges Wasser nur 6 % [1].
[1] Wikipedia. Eis-Albedo-Rückkopplung, abgerufen März 2023.
Durch das Verschwinden der Eisoberfläche wird stattdessen das Ozeanwasser direkt von der Sonne angestrahlt und somit erwärmt. Zusätzlich kann das Ozeanwasser die aufgenommene Sonnenenergie in Form von Wärme an die Umgebungsluft abgeben und die Umgebungstemperatur erhöhen [1].
[1] Alfred-Wegener-Institut, 2012. Neue Studie zeigt Zusammenhang zwischen arktischer Meereisbedeckung im Sommer und dem Winterwetter in Mitteleuropa
In einer 2022 veröffentlichten Studie wurden sechs Kipppunkte identifiziert, die bei Überschreitung des 1,5-Grad-Ziels wahrscheinlich erreicht werden: das Kollabieren des Grönländischen und des Westantarktischen Eisschilds, der abrupte Verlust des Eises im Barentssee, das abrupte Abschmelzen des polaren Permafrosts, das Absterben von Korallenriffen und das Kollabieren des Labradorstroms [1,2].
[1] David I. Armstrong McKay et al., 2022. Exceeding 1.5°C global warming could trigger multiple climate tipping points, Science 377
[2] Adam Vaughan, New Scientist, 2022. Six climate tipping points are likely to occur if we breach 1.5°C goal
Zwischen 1980 und 2022 befinden sich unter den zehn weltweit tödlichsten Naturkatastrophen zwei Zyklone (auf Platz 3 und 4) und zwei Hitzewellen (auf Platz 7 und 8) [1].
[1] Statista, 2020. The 10 most significant natural disasters worldwide by death toll from 1980 to 2022
Historische Aufzeichnungen der globalen Kosten im Zusammenhang mit Naturkatastrophen seit 1980 zeigen, dass vor 2000 die jährlichen Schäden nie 50 Mrd. € überstiegen haben, während in den 22 Jahren nach 2000 dieser Schwellenwert ganze elf Mal überschritten wurde. Forscher rechnen in Küstenregionen bis 2050 mit zehn Mal häufigeren Überflutungen, die zusätzlich tiefer ins Inland hineinragen [1].
[1] Our World in Data. Global damage costs from natural disasters, Extreme weather, 1980 to 2022, abgerufen März 2023
Einzelne Ereignisse lassen sich nicht direkt auf den Klimawandel zurückführen, weil der beobachtete Anstieg, z. B. für die Niederschlagmenge oder Unwetter, meist nicht statistisch signifikant ist, aber die Wahrscheinlichkeit der Ereignisse nimmt zu [1]; dies gilt auch für die Flut im Ahrtal [2]. Modellierungen zeigen, dass der Klimawandel die Niederschlagsmenge und damit die Fluthöhe verstärkt haben könnte [3]. Es gibt allerdings Naturkatastrophen, die ohne den Klimawandel in diesem Ausmaß nicht hätten stattfinden können wie beispielsweise die lang anhaltenden Hitzewellen in Sibirien und Australien in 2020 oder diejenigen in den USA und Kanada in 2021 [4].
[1] SciLogs (Spektrum der Wissenschaft), 2017. Wo Kachelmann irrt
[2] Deutschlandfunk, 2021. Klimawandel, Flut an Ahr und Erft – und die Frage nach dem Verschulden
[3] Ludwig et al., 2023. A multi-disciplinary analysis of the exceptional flood event of July 2021 in central Europe – Part 2: Historical context and relation to climate change, Nat. Hazards Earth Syst. Sci., 23, 1287–1311, https://doi.org/10.5194/nhess-23-1287-2023
[4] Alexander Robinson et al., 2021. Increasing heat and rainfall extremes now far outside the historical climate, npj Climate and Atmospheric Science 4
Dies sind die Ergebnisse einer 2018 publizierten Studie auf Basis von umfangreichen Modellsimulationen [1].
[1] Julio T. Bacmeister et al., 2018. Projected changes in tropical cyclone activity under future warming scenarios using a high-resolution climate model. Climatic Change 146, S. 547-560
In einer Studie von 2005 wurde die Zerstörungskraft von Zyklonen untersucht. Diese ergab, dass aufgrund längerer Lebensdauern und erhöhter Intensitäten die Zyklone seit der Mitte der 1970er Jahre zerstörerischer wurden und ein starker Zusammenhang mit der Ozean-Oberflächentemperatur besteht. Ferner geht die Studie bei weiter steigender Oberflächentemperatur von einer weiter steigenden Zerstörungskraft aus, was vor allem Küstenregionen gefährdet [1].
[1] Kerry Emanuel, 2005. Increasing destructiveness of tropical cyclones over the past 30 years. Nature 436, S. 686-688
Eine Studienpopulation von Echsen in der Karibik wurde 2017 vor und nach den Auswirkungen von zwei großen Hurrikans (Irma und Maria) untersucht. Durch den Selektionsdruck, der innerhalb der sechs Wochen zwischen beiden Beobachtungen gewirkt hat, haben sich Körpergröße, relative Schenkellänge und Fußgröße merklich verändert [1].
[1] Colin M. Donihue et al., 2018. Hurricane-induced selection on the morphology of an island lizard, Nature 560, S. 88-91
Eine Studie hat gezeigt, dass bereits heute Temperaturrekorde wahrscheinlicher sind, als ohne den menschengemachten Klimawandel zu erwarten wäre [1]. Zum gleichen Ergebnis kamen Forscher z. B. im Hinblick auf Temperaturen in Moskau [2]. In einem Szenario mit moderater Emissionsreduktion (RCP4.5) werden Hitzerekorde sogar zwölf Mal wahrscheinlicher [1].
Eine weitere Studie zeigte, dass die Wahrscheinlichkeit für Extremtemperaturen von 5 % im Zeitraum 1951-1980 auf 7,3 % im Zeitraum 1981-2010 gestiegen ist. [3]
[1] Dim Coumou et al., 2013. Global increase in record-breaking monthly-mean temperatures, Climatic Change 118, S. 771-782
[2] Dim Coumou et al., 2011. Increase of extreme events in a warming world, Proceedings of the National Academy of Science 108 (44), S. 17905-17909
[3] John Cook, 2015. Global warming is increasing the risk of heatwaves
In einer Studie aus 2009 wurde gezeigt, dass steigende Maximaltemperaturen –wie sie für die nächsten Jahre prognostiziert werden – die Überlebensdauer von Vögeln während Hitzewellen sehr stark reduzieren wird [1].
[1] Andrew E. McKechnie & Blair O. Wolf, 2009. Climate change increases the likelihood of catastrophic avian mortality events during extreme heat waves, Biology Letters 6 (2)
Prognosen gehen davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit für Wetterextreme um ein Vielfaches zunehmen wird [1].
[1] E. M. Fischer et al., 2021. Increasing probability of record-shattering climate extremes, Nature Climate Change 11, 689-695
Die Abbildungen dieser Quelle zeigen beispielhaft, dass sich die Anbaugebiete bestimmter Pflanzen in den USA je nach der Temperaturveränderung verschieben werden.
[1] Climate Central, 2019. Planting Zones Moving North
Nach Angaben der UN gehen durch Wüstenbildung und Dürre jährlich Flächen verloren, auf denen 20 Millionen Tonnen Getreide angebaut werden könnten; das ist mehr als der jährliche Verbrauch von Großbritannien [1]. Ferner schätzt sie den jährlichen wirtschaftlichen Verlust durch Wüstenbildung auf ca. 42 Mrd. US-Dollar [2].
[1] Statista, 2022. Wheat consumption worldwide in 2021/2022, by country (in 1,000 metric tons)
[2] DER SPIEGEL (online), 2021. Die Wüste wächst
Klimawandel-Leugner behaupten oft das Gegenteil mit Verweis auf folgende Sachverhalte:Eine leichte Erhöhung der CO2-Konzentration könnte in Verbindung mit steigenden Temperaturen zu einem stärkeren globalen Pflanzenwachstum (Primärproduktion) führen, weil Pflanzen im Rahmen der Photosynthese CO2binden, um daraus Kohlenhydrate zu gewinnen [1]. Dieser „CO2-Düngeeffekt“ nimmt jedoch bereits seit einigen Jahrzehnten ab, möglicherweise weil andere Limitationen an Nährstoffen oder Wasser das Wachstum begrenzen [2]. Eine Änderung derCO2-Konzentration kann sich außerdem negativ auf den Proteingehalt und damit den Nährwert von Feldfrüchten auswirken [3]. Nicht zuletzt wurde auch gezeigt, dass Weizen bei steigenden CO2-Werten weniger Stickstoff aus dem Boden aufnehmen kann, auf den er zum Wachsen angewiesen ist [4]. Abgesehen von ambivalenten Auswirkungen erhöhter CO2-Konzentrationen ist davon auszugehen, dass andere Auswirkungen des Klimawandels (wie zunehmende Hitzewellen, Dürren und Starkregen) die weltweite Nahrungsproduktion deutlich stärker beeinträchtigen werden, als durch den „CO2-Düngeeffekt“ kompensiert werden könnte, zumal Hitzestress dem Düngeeffekt entgegen wirkt [5].
[1] CO2 Science, 2018. The Stimulation of Global Terrestrial Gross Primary Production by Humanity’s Enrichment of the Atmosphere’s CO2 Concentration
[2] Universität Augsburg, 2021.Warum Pflanzen nicht mehr so viel Kohlenstoffdioxid aufnehmen
[3] Daniel R. Taub et al., 2007. Effects of elevated CO2 on the protein concentration of food crops: a meta-analysis, Global Change Biology 14 (3), S. 565-575
[4] DER SPIEGEL (online), 2010. Treibhausgas: Zu viel CO2 lässt Ackerpflanzen verkümmern
[5] Klimafakten.de, 2022. Behauptung: „CO2 ist ein Pflanzendünger und kein Schadstoff“
Die Risiken des Klimawandels für Flora und Fauna wurden bereits beschrieben. Gould und Higgs (2009) weisen zusätzlich auf die durch die Verschiebung der Klimazonen ermöglichte verstärkte Ausbreitung von humanpathogenen Viren hin.
[1] E. A. Gould & S. Higgs, 2009. Impact of climate change and other factors on emerging arbovirus diseases, Trans R Soc Trop Med Hyg. 2009 Feb; 103(2): 109–121
Eine Gruppe US-amerikanischer Wissenschaftler hat die weltweite Viren-Ausbreitung unter 3139 Säugetier-Spezies unter den Auswirkungen des Klimawandels simuliert. Die Simulation ergab, dass sich die Tiere in Höhenlagen, in Biodiversitäts-Hotspots und in Bereichen hoher Menschendichte konzentrieren. Letzteres begünstigt die Übertragung von Viren auf den Menschen. Die Mehrheit der Übertragungen geht von Fledermäusen aus.
[1] Carlson et al., 2022. Climate change increases cross-species viral transmission risk, Nature 607, S. 555–562
In den Jahren 2003 und 2015 haben die Hitzewellen in Baden-Württemberg zu einer um 7,9 % respektive 5,8 % erhöhten Sterberate gesorgt im Vergleich zum Durchschnitt seit 1968.
[1] Stefan Muthers et al., 2017. The summers 2003 and 2015 in south-west Germany: Heat waves and heat-related mortality in the context of climate change,Atmosphere2017, 8(11), 224
Laut Forschern der University of Washington wird die Erderwärmung im Jahr 2100 3,2 °C erreichen. Der damit einhergehende Meeresspiegelanstieg wird laut Climate Central schätzungsweise 275 Millionen Menschen betreffen, darunter z. B. 17,5 Millionen in Shanghai, 2,7 Millionen in Miami und 2,5 Millionen in Den Haag. [1]
[1] The Guardian, 2017. The three-degree world: the cities that will be drowned by global warming
Ab dem Jahr 2100 könnten jährlich 0,2-4,6 % der Weltbevölkerung von Überflutungen betroffen sein. Dies führt außerdem zu Senkungen des globalen BIP von 0,3-9,3 %. [1,2]
[1] Magnan et al., 2022.Sea level rise risks and societal adaptation benefits in low-lying coastal areas
[2] Hinkel et al., 2014. Coastal flood damage and adaptation costs under 21st century sea-level rise
In Subsahara-Afrika, Südasien und Lateinamerika könnten bis 2050 143 Mio. Menschen (also 2,8 % der dortigen Bevölkerung)durch die Folgen des Klimawandels gezwungen werden, ihre Heimat zu verlassen, wenn bis dahin keine ausreichenden Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden. Nach 2050 beschleunigen sich die Migrationsbewegungen noch weiter, wenn weiterhin nichts unternommen wird. Migration wird unter anderen aus Küstenregionen erfolgen, die durch Meeresspiegelanstieg oder Stürme bedroht werden. [1]
[1] Kanta Kumari Rigaud et al., 2018. Groundswell: Preparing for Internal Climate Migration
Dies wurde im Zusammenhang mit einer Klage eines Migranten aus Kiribati gegen seine Abschiebung aus Neuseeland entschieden. Kiribati ist eine Pazifikinsel, die schon 2030 bis 2035 vollständig unter Wasser stehen könnte. Dadurch können Migranten aus Kiribati praktisch nicht mehr in ihre Heimat abgeschoben werden. [1]
[1] DER SPIEGEL (online), 2020. Asyl für Klima-Migranten? Was der Uno-Beschluss wirklich bedeutet
2015 verpflichteten sich Staatenlenker aus aller Welt, die Erderwärmung zu begrenzen, um die Klimakrise abzumildern. [1].
[1] Deutsche Welle, 2020. Fünf Jahre Pariser Klimaabkommen – eine Bilanz
Bei einer Erwärmung von ca. 1,5 °C steigt die Mitteltemperatur in den meisten Land- und Ozeangebieten, es nehmen Hitzeextreme in den meisten bewohnten Regionenzu und es häufen sich Starkniederschläge in mehreren Regionenebenso wie Dürre und Niederschlagsdefizite in manchen Regionen. [1]
[1] International Panel on Climate Change (IPCC), 2018. Global Warming of 1.5 °C. An IPCC Special Report on the impacts of global warming of 1.5 °C above preindustrial levels and related global greenhouse gas emission pathways, in the context of strengthening the global response to the threat of climate change, sustainable development, and efforts to eradicate poverty
Der Emissions Gap Report (EGR) der UN aus 2022 prognostiziert unter den aktuellen Gesetzeslagen eine globale Erderwärmung um 2,8 °C und nach der Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen auf der COP26 in Glasgow 2021 eine Erderwärmung um 2,4-2,6 °C [1].
[1] UN environment programme, 2022. Emissions Gap Report 2022
Nur eine starke Reduktion ermöglicht eine Eindämmung des weiteren Temperatureinstiegs bis 2100. Für alle Szenarien außer „low“ und „very low“ wird ein weiterer Anstieg nach 2100 prognostiziert.[1]
[1 ]International Panel on Climate Change (IPCC), 2023. Summary for Policymakers. In: Climate Change 2023: Synthesis Report
Das „Klimaschutzprogramm 2030“, das von der Großen Koalition beschlossen wurde, sollte das Ziel von 55 % CO2-Emissionsreduktion gegenüber 1990 ermöglichen. Gutachten des Umwelt- und des Wirtschaftsministeriums ergaben aber, dass die Maßnahmen in fast jedem Bereich nicht ausreichen, um dieses Ziel zu erreichen. Stattdessen würde eine Emissionsreduktion von 51 % bis 52 % gegenüber 1990 erreicht werden. Vor allem im Verkehrssektor würden die Maßnahmen bis 2030 noch zu Emissionen führen, die ca. 31 % bis 35 % über dem Ziel liegen [1]. Deutschland verfehlte von 2013 bis 2020 seine Klimaziele um 11 Mio. Tonnen CO2, wodurch nachträglich Emissionsrechte aufgekauft werden mussten [2].
[1] Süddeutsche Zeitung, 2020. Klimapaket verfehlt Ziele
[2] tagesschau, 2022. Deutschland zahlt Millionen für Emissionsrechte
Nach einer 2023 erschienen Studie könnte die 1,5-Grad-Marke zwischen 2033 und 2035 erreicht werden [1].
Forscher der Harvard und der Cambridge University schätzen die Wahrscheinlichkeit, bis 2100 die CO2-Konzentration des ungünstigsten Szenarios des IPCC – das RCP8.5 – zu überschreiten, auf 35 % [2]. Im letztgenannten klimatischen Szenario steigt die globale Durchschnittstemperatur auf 4,5 °C [3], was deutlich über dem Klimaziel liegt.
[1] Diffenbaugh et al., 2023. Data-driven predictions of the time remaining until critical global warming thresholds are reached
[2] Christensen et al., 2018. Uncertainty in forecasts of long-run economic growth
[3] Schwalm, 2020. RCP8.5 tracks cumulative CO2emissions
Darunter sind auch Wissenschaftler wie der Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina Gerald Haug oder Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung [1].
[1] DER SPIEGEL (online), 2020. Ist das 1,5-Grad-Ziel noch zu schaffen?
Der Vergleich verschiedener Stromerzeugungsmethoden zeigt, dass Kohle die höchsten CO2-Emissionen pro kWh aufweist. [1]
[1] Our World in Data, 2020. What are the safest and cleanest sources of energy?
Das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) und das NewClimate Institutehaben in einer Studie im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklunggezeigt, dass Entwicklungs- und Schwellenländer – vor allem Zentral und Südostasien sowie Subsahara-Afrika – einen stark steigenden Energiebedarf haben. Klimaschutz wird neben anderen Entwicklungszielen als zusätzliche Belastung wahrgenommen [1].
[1] Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, 2021. Gemeinsam Paris-Ziele und nachhaltige Entwicklung erreichen: Internationale Klimakooperation und die Rolle der Entwicklungs- und Schwellenländer
In dem Artikel werden mehrere bürokratische Hürden genannt, die Eigentümern und Eigentümergemeinschaften auch für kleine Solar- und Windkraftanlagen diverse Berichtspflichten auferlegen [1]. Dies macht das Betreiben von PV-Anlagen für kleine Gemeinschaften weniger attraktiv.
[1] Süddeutsche Zeitung, 2022. Ein Monster bremst die Energiewende
Nach einer Studie der Leopoldina gibt es vier zentrale Aspekte, die den Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigen [1]:
(1) Schaffung einheitlicher Naturschutzkriterien und Ausbau personeller Ressourcen,
(2) finanzielle Beteiligung der Bürger und Kommunen ermöglichen,
(3) Flächenziele für Bund und Länder definieren,
(4) technische Infrastrukturen und Regularien am neuen Stromnetz anpassen, das hauptsächlich durch Wind- und Solarenergie produziert wird.
[1] Leopoldina, 2022. Wie kann der Ausbau von Photovoltaik und Windenergie beschleunigt werden?
Ende 2022 waren 58 GW Leistung aus Windkraftanlagen in Betrieb und 0,5 % der Fläche Deutschlands für Windräder verfügbar [1]. Bis 2032 sollen die ausgewiesenen Flächen für Windkraftanlagen auf 2 % steigen und die installierte Leistung bis 2040 auf 160 GW wachsen [2].
[1] ZDF, 2022. Bund will Flächen für Windenergie ausweiten
[2] Umweltbundesamt, 2023. Windenergie an Land
„Power-to-X“ ist ein Sammelbegriff für Technologien, die aus Strom entweder Gas (Power-to-Gas), Wärme (Power-to-Heat) oder Flüssigkeiten (Power-to-Liquid) herstellen. Beim Power-to-Gas kann durch das Produzieren von Wasserstoff oder Methan die Energie längerfristig gespeichert werden. Wird der Wasserstoff mithilfe von erneuerbarem Strom hergestellt (durch Elektrolyse von Wasser), spricht man von „grünem Wasserstoff“ [1,2].
[1] Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz,2022. Wasserstoff: Schlüsselelement für die Energiewende
[2] Wikipedia. Power-to-X, abgerufen August 2023
Da sowohl die Produktion von Wind- und Solarstrom als auch die Strom-Nachfrage zeitlich schwanken, würde eine reine Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen entweder nicht zu jedem Zeitpunkt die Nachfrage decken oder es würde in Phasen niedriger Nachfrage viel Strom verschwendet. Eine Studie der LMU München hat gezeigt, dass im letzteren Fall im Mittel 61 % des Stroms verschwendet werden müsste [1]. Durch die Nutzung von Stromspeichern in Norwegen, Dänemark, Österreich und der Schweiz kann der überschüssige Strom gespeichert werden [1].Gleichzeitig kann auch die Stromnachfrage gesteuert werden (genannt „Demand Side Management“ oder „Lastmanagement“), indem z. B. in der Industrie Öfen, Pumpen oder Mühlen dann betrieben werden, wenn die Stromproduktion besonders hoch ist. Dies hat zusätzlich finanzielle Vorteile [2].
[1] Hans-Werner Sinn, 2017. Buffering volatility: A study on the limits of Germany’s energy revolution (bezieht sich auf die ESTORAGE-Studie)
[2] Deutsche Energie-Agentur. Stromnachfrage gezielt steuern – Demand Side Management, abgerufen April 2023
Die Internationale Atomenergie-Organisation (engl. „International Atomic Energy Agency“, IAEA) hat einen ausführlichen Bericht veröffentlicht, der Möglichkeiten aufzeigt, Kern- und erneuerbare Energie zu kombinieren. Zum Beispiel kann der Wirkungsgrad eines Kernkraftwerks in Kombination mit Solarenergie gesteigert werden [1].
[1] IAEA, 2018. Nuclear–Renewable Hybrid Energy Systems for Decarbonized Energy Production and Cogeneration
Kernenergie gehört zu den Energiequellen mit dem kleinsten CO2-Fußabdruck, während die Verbrennung von Kohle die klimaschädlichste Art der Stromerzeugung ist [1]. Bei den Szenarien zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels geht der IPCC sogar von einer weltweit steigenden Nutzung der Kernenergie aus (absolut gesehen)[2].
[1] Our World in Data, 2020. What are the safest and cleanest sources of energy?
[2] Umweltbundesamt, 2019. Kernbotschaften des IPCC-Sonderberichts über 1,5 °C globale Erwärmung zur Verbreitung in der Öffentlichkeit, S. 71 Abschnitte D und E
In einem Blog der Yale Universität werden Forscher verschiedener Universitäten und Instituten zitiert, die sich vor dem Hintergrund des anhaltenden Klimawandels, offen für den Einsatz oder zumindest die Erforschung von Geoengineering-Methoden zeigen. [1]
[1] Yale School of environment, 2019. Geoengineer the Planet? More Scientists Now Say It Must Be an Option
Um 1 Mrd. Tonnen CO2 pro Jahr aus der Luft zu extrahieren, werden, Stand 2016, 16 GW an verlustfreier und ununterbrochener Leistung gebraucht. Da kein Kraftwerk einen Wirkungsgrad von 100 % besitzt, würden 500 GW Kernkraftwerks- oder 1200 GW Windkraftwerksleistung benötigt. Zum Vergleich: 2016 standen weltweit gerade einmal 345 GW Kernkraftwerks- und 432 GW Windkraftwerksleistung zur Verfügung [1]. Hinzu kommt: 2021 lagen die weltweiten CO2-Emissionen bei 37 Mrd. Tonnen [2], also nochmals ein Vielfaches der Menge in dem obigen Beispiel.
[1] CarbonBrief, 2016. Explainer: 10 ways ‘negative emissions’ could slow climate change
[2] Statista. CO2-Emissionen weltweit in den Jahren 1960 bis 2021, abgerufen April 2023
2010 haben sich 196 Staaten dazu bekannt, Geoengineering auf vorläufiger Basis zu verbieten, und haben dies 2016 nochmals bestätigt [1].
[1] Umweltbundesamt, 2019. Geoengineering-Governance
Empirische Untersuchungen zeigen, dass die Kosten der Emissionsvermeidung durch einzelne Regulierungen, etwa durch Standards im Verkehrssektor, um ein Vielfaches höher liegen als diejenigen durch einen CO2-Preis. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung bezeichnete das EEG und den Kohleausstieg als „überflüssig“, weil die Zielvorgaben für CO2-Emissionen durch den CO2-Zertifikatehandel in jedem Fall erreicht würden. Zudem würden das EEG und der Kohleausstieg „nicht zu einer zusätzlichen Reduktion der EU-weiten Emissionen beitragen“. Die Maßnahmen, die in den Bereichen umgesetzt wurden, die nicht dem Zertifikatehandel unterliegen (z. B. Verkehr, Bau, Landwirtschaft), seien „unsystematisch“ und „kleinteilig“ [1].
Prof. Weimann von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg rechnete vor, dass der Zertifikatehandel innerhalb der ersten neun Jahre seiner Existenz zu einer jährlichen CO2-Reduktion von 557 Mio. Tonnen zu einem Preis von 7 Euro pro eingesparter Tonne erreichte, während das EEG innerhalb von 17 Jahren gerade einmal eine jährliche CO2-Reduktion von 32 Mio. Tonnen ermöglichte und das zu einem Preis von 766 Euro pro eingesparter Tonne [2].
[1] Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, 2019. Aufbruch zu einer neuen Klimapolitik
[2] Prof. JoachimWeimann, 2020. Was schafft die Energiewende?
Eine Veröffentlichung des Umweltbundesamt zeigt, dass 2018 in den G20-Staaten 690 Mrd. US-Dollar (damals ca. 600 Mrd. Euro) für umweltschädliche Subventionen ausgegeben wurden, davon entfallen 65,4 Mrd. Euro auf Deutschland [1]. Das entspricht fast 800 Euro pro Einwohner.
[1] Umweltbundesamt, 2021. Umweltschädliche Subventionen in Deutschland, Abb. 1 und Tabelle 2
Eine Gruppe von Professoren argumentiert, dass der trotz fallender CO2-Emissionen weiter steigende BIP in den USA keine Entkopplung von Ressourcenverbrauch und Wirtschaftswachstum ist, sondern eine Folge von Ressourcen-Substitution und von Ressourcen-Importen.
Der erste Punkt meint z. B., dass die Abkehr von fossilen Energieträger den Ressourcenverbrauch insgesamt nicht reduziert, sondern nur den Verbrauch an fossilen Ressourcen. Denn auf der Kehrseite der Energiewende werden Materialien, Chemikalien und Energie gebraucht, um Windräder, Solarpanels, Batterien usw. herzustellen und zu unterhalten.
Der zweite Punkt verweist darauf, dass die Verlagerung der Produktion in andere Länder den Ressourcenverbrauch im eigenen Land zwar reduziert, aber global gesehen gleich bleibt. Dies legt insbesondere eine Studie von Thomas Wiedmann nahe: Bezieht man den Ressourcenverbrauch der importierten Waren in die Verbrauchsbilanz mit ein, so zeigt sich in nahezu allen entwickelten Ländern ein ähnlicher Verlauf von BIP und Ressourcenverbrauch [1,2].
[1] The conversation, 2017. The decoupling delusion: rethinking growth and sustainability
[2] Wiedmann et al., 2013. The material footprint of nations, Fig. 3
Durch eine Betrachtung verschiedener ökonomischer Modelle kommen Wissenschaftler zu dem Schluss, dass unbegrenztes Wachstum aufgrund der ökologischen Auswirkungen nicht erstrebenswert ist – die langfristigen Nachteile überwiegen den Zugewinn an Wohlstand. Es gibt jedoch theoretisch einen „sicheren“ Bereich, in dem ökonomisches Wachstum möglich ist, ohne die planetaren Grenzen zu überschreiten [1].
[1] Jakob et al., 2020. Understanding different perspectives on economic growth and climate policy
Die Vernässung trockengelegter Moore bindet CO2, nutzt dem Artenschutz, dem Hochwasserschutz und stabilisiert die Verfügbarkeit von Wasser während Trockenperioden [1]. Die Renaturierung von Flüssen und Überflutungsgebieten wie Auenlandschaften verringert das Risiko von Überschwemmungen [2]. Erhaltung, Umbau und Erweiterung von Waldgebieten hält CO2gebunden und dient dem Artenschutz. Resilientere Wälder können z. B. durch mehr Variation der Baumarten erreicht werden, allerdings muss die forstwirtschaftliche Forschung dazu noch intensiviert werden [3,4].
[2] Umweltbundesamt, 2022. Hochwasser durch Renaturierung entschärfen
[3] Landeswaldverband Baden-Württemberg. Hohe Resilienz durch unterstützenden Waldbau, abgerufen April 2023
[4] Bundesforschungszentrum für Wald (BFW), 2012. Anpassung der Waldbewirtschaftung an den Klimawandel
Ein Unterorgan der UN, die UNFCCC, erarbeitet seit 2001 Pläne zur Anpassung an den Klimawandel und setzt diese um. In einem Blog-Eintrag nennt die UNFCCC u. a. die Einbeziehung möglichst vieler Interessenvertreter und der Austausch von Information als Voraussetzung für eine effektive Klimaanpassung [1].
[1] UNFCCC. Adaptation and resilience, abgerufen April 2023
Im Juli 2011 kam es in Kopenhagen (Dänemark) zu einer starken Überflutung, die Teile der Wasserversorgung für mehrere Wochen verunreinigte und beschädigte. Angesichts der Tatsache, dass drei Viertel der europäischen Bevölkerung in urbanen Gebieten leben, besteht die Möglichkeit einer Wiederholung solcher Vorfälle in zahlreichen europäischen Städten. [1].
Gleichzeitig sind Städte aufgrund dichter Bebauung, relativ geringer Vegetation und hoher Abwärme aus Industrie und Verkehr besonders anfällig für lange Trockenperioden mit hohen Temperaturen, was zu Wasserknappheit führen kann [2].
[1] EEA, 2012. Wasser in der Stadt
[2] Transforming cities, 2020. Wasser und Klimawandel: Wie Städte mit den Folgen umgehen können
Im Globalen Süden machen extreme klimatische Bedingungen in heißen und trockenen Regionen die Landwirtschaft deutlich anfälliger für den Klimawandel als im Globalen Norden. Mit fortschreitendem Klimawandel werden die Temperaturen noch extremer, wodurch die Anzahl anbaubarer Kulturpflanzenarten noch geringer wird, während gleichzeitig den Bauern die Mittel fehlen, um auf diese neuen Sorten umzusteigen oder in neue Technologien zu investieren. [1].
[1] Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), 2018. Der Norden trägt die Verantwortung, der Süden die Last
Bis 2020 haben die USA zu 24,5 %, China zu 14 %, Russland zu 6,8 % und Deutschland zu 5,5 % zu den globalen CO2-Emissionen seit 1750 beigetragen [1].
[1] Our World in Data, 2019. Who has contributed most to global CO2 emissions?
Im Bericht „Earth for All“ des Thinktank Club of Rome heißt es: „Wir wissen, dass die reichste Milliarde Menschen 72 Prozent der globalen Ressourcen verbrauchen, während es bei den ärmsten 1,2 Milliarden nur 1 Prozent sind“ [1]. Der Verbrauch von Ressourcen ist üblicherweise auch mit der Emission von Treibhausgasen verknüpft.
[1] ntv, 2022. Die Menschheit ist noch nicht verloren
Eine Studie legt nahe, dass Personen mit hohem sozioökonomischem Status auf der einen Seite durch ihren Konsum einen überproportional großen CO2-Fußabdruck besitzen, aber auf der anderen Seite durch ihre Vorbildrolle, ihr Investitionsverhalten, ihre politische Position und ihr Wahlrecht auch das Potenzial haben, die CO2-Emissionen der Gesellschaft nennenswert zu reduzieren [1].
[1] Nielsen et al., 2021. The role of high-socioeconomic-status people in locking in or rapidly reducing energy-driven greenhouse gas emissions
„Social tipping points“ bezeichnen – in Anlehnung an die klimatischen Kipppunkte (tipping points) – Punkte, an denen sich technologischer Fortschritt, (finanzielle) Verhaltensweisen oder soziale Normen schlagartig verbessern, wodurch sich die Treibhausgasemissionen ebenso schlagartig reduzieren [1]. Ein Beispiel dafür sind klimaschädliche Subventionen im Energiesektor: Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) hätte das Abschaffen dieser Subventionen zu einem Rückgang der Treibhausgasemissionen um 21% innerhalb eines Jahres geführt [2].
[1] Otto et al., 2020. Social tipping dynamics for stabilizing Earth’s climate by 2050, Table 3
[2] Coady et al., 2015. How Large Are Global Energy Subsidies?
Als Folge einer Verfassungsbeschwerde durch eine Gruppe junger Menschen mit Unterstützung durch Umweltverbände entschied das Bundesverfassungsgericht, dass das Klimaschutzgesetz vom 12. Dezember 2019 nicht mit den Grundrechten zukünftiger Generationen vereinbar ist, weil hinreichende Maßnahmen zur Emissionsreduktion nach 2030 fehlten. Das Klimaschutzgesetz wurde deshalb als verfassungswidrig beurteilt [1,2].
[1] Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen, 2021. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts verpflichtet unseren Staat zu Generationengerechtigkeit – was folgt daraus?
[2] Bundesverfassungsgericht, 2021. Verfassungsbeschwerden gegen das Klimaschutzgesetz teilweise erfolgreich
ZUM GESAMTPROGRAMM POSITIONEN VON A BIS Z
ALLES ZU Klima, Umwelt, Landwirtschaft & Tierschutz