Asteroidenabwehr
Himmelskörper haben das Potential die Erde und die auf ihr lebende Menschheit zu bedrohen, da diese mit der Erde kollidieren können und dies verheerende Folgen nach sich ziehen kann. Eine besonders große Bedeutung haben hierbei die NEOs (Near-Earth-Objects). Auch wenn es in jüngerer Vergangenheit keine eindeutig bestätigten menschlichen Todesfälle durch Kometen, Meteoriten oder Asteroiden (im Folgenden vereinfacht als Asteroiden zusammengefasst) gab, hat die Menschheit in ihrer Geschichte die Zerstörungskraft miterleben können, beispielsweise 1908 beim „Tunguska-Ereignis“ oder 2013 in Tscheljabinsk. Der berühmteste Asteroid ist aber wohl „Chicxulub“, welcher vor 66 Millionen Jahren auf der Erde einschlug und vermutlich die Ära der Dinosaurier beendete.
Asteroiden, welche das Potential haben ein Massensterben auszulösen, gibt es reichlich. Doch sind diese mit steigender Größe deutlich seltener zu finden als Kleinere. Ein Asteroid von der Größe des „Tunguska-Objekts“ könnte beispielsweise ungefähr eine Fläche so groß wie das Saarland zerstören (3). Zum Schutz der Erde vor Asteroiden wurde schon einige Forschung betrieben. Sie beginnt stets mit der Entdeckung und Bestimmung von potenziell gefährlichen NEOs. Aktuell listet die ESA 1440 NEAs (Near-Earth-Asteroids) (Stand: 02.01.2023), welche in Zukunft ein Risiko für die Erde darstellen könnten. Nach der Entdeckung ist Zeit der wichtigste Faktor. Dem Leiter des NASA-Zentrums für erdnahe Objekte zufolge sind mindestens fünf Jahre Vorwarnzeit notwendig, um in ausreichendem Maße auf eine Bedrohung reagieren zu können. Aktuell sind verschiedenste Theorien über eine Abwehr von Asteroiden im Gespräch. Eine erfolgversprechende ist aktuell der „kinetische Impaktor“. Bei diesem wird eine Sonde auf Kollisionskurs mit einem Asteroiden geschickt, um diesen von seinem Weg abzulenken. Die Mission „AIDA“ der NASA und ESA soll dessen Wirksamkeit überprüfen. Aber auch andere Theorien wie die Sprengung oder die Bestrahlung mit einem Hochleistungslaser werden diskutiert.
Als Partei der Humanisten nehmen wir diese Gefahr ernst. Für die Bedrohung durch Himmelskörper sind zwischenmenschliche Differenzen sowie nationale Grenzen unerheblich, weswegen diese Gefahr in internationaler Kooperation angegangen werden muss! Dies geschieht im Interesse Aller. Insbesondere fordern wir kurzfristig einen internationalen Austausch über die Asteroidenabwehr betreffende Technologien sowie direkte Kooperation in der Produktion für etwaige Mittel zur Abwehr. Des Weiteren möchten wir durch eine Erhöhung der Anzahl von Teleskopen weitere NEOs entdecken, um so frühzeitig die Chance zu haben, diese unschädlich zu machen. Außerdem ist eine standardisierte Reihe an Abwehrprojektilen nötig. Diese sollten wir schon heute in verschiedensten Größenordnungen herstellen. Darunter fallen sowohl Impaktoren als auch Sprengkörper, deren Einsatz in Betracht gezogen werden muss, wenn wenig Vorwarnzeit verbleibt. Langfristig wäre ebenfalls eine internationale Verteidigungsstation im All zu unterstützen, welche mindestens durch internationale Kooperation geleitet werden würde, wünschenswert wäre jedoch die Kontrolle durch eine neue Agentur der UN. Von dort könnten gezielt und kurzfristig etwaige Projektile zur Abwehr gelagert und abgeschossen werden. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines schweren Asteroideneinschlags gering ist, die Konsequenzen sind so verheerend und zivilisationsgefährdend, dass für uns als Menschheit notwendig ist, in die Abwendung dessen zu investieren.
Kurz zusammengefasst fordern wir:
- Verstärkte Investition in Asteroid-Abwehrmaßnahmen
- Internationaler Austausch von Asteroidenabwehr betreffenden Technologien
- Bau von mehr Teleskopen zur Erfassung von weiteren NEOs
- Her- und Bereitstellung von Abwehrprojektilen in diversen Größenordnungen
- Langfristige Etablierung einer unter der Kontrolle einer neuen UN-Agentur stehenden Verteidigungsstation im All, zur Lagerung und kurzfristigen Abschüssen von Verteidigungsprojektilen
Siehe auch
Außenpolitik & Verteidigung
Satellitenschutz
Das United Nations Office for Outer Space Affairs ist eine offizielle Agentur der Vereinten Nationen und gibt in einer Infobroschüre von 2018 einen umfassenden Überblick über Asteroidenabwehr, die Folgen einen Einschlages auf der Erde und die grundlegenden Definitionen von Near-Earth-Objects. Dabei schreiben Sie unter anderem: „Given the global consequences of a near-Earth object (NEO) impact and the considerable resources required to prevent a collision, the United Nations, and its Office for Outer Space Affairs (UNOOSA) have been involved in the international discourse and dialogue on the topic of NEOs, raising awareness and promoting global cooperation. […] Impacts can potentially lead to significant damage to life and property on our planet“ [1].
Übersetzt: Angesichts der globalen Folgen eines Einschlags eines erdnahen Objekts (NEO) und der erheblichen Ressourcen, die erforderlich sind, um eine Kollision zu verhindern, haben die Vereinten Nationen und ihr Büro für Weltraumangelegenheiten (UNOOSA) sich in dem internationalen Diskurs und Dialog zum Thema NEOs beteiligt, um das Bewusstsein zu schärfen und die weltweite Zusammenarbeit voranzutreiben. […] Einschläge können potenziell zu erheblichen Schäden an Leben und Eigentum auf unserem Planeten führen.
Auch die europäische Weltraumagentur schreibt diesbezüglich: „Die Gefahr lauert im All. Einige Asteroiden und Kometen nähern sich bedrohlich der Erde und könnten vereinzelt auch mit ihr kollidieren – mit unabsehbaren Folgen für die Erde“ [2].
[1] United Nations Office for Outer Space Affairs, Juni 2018. Near-Earth Objects and Planetary Defence
[2] ESA, 23.12.2010. Special: Near Earth Objects – Eine Gefahr aus dem All?
Der SRF berichtet 2020, dass es lediglich erste Hinweise auf einen Toten von 1888 gibt: „Türkische Forscher wollen den ersten Meteorit-Toten nachgewiesen haben: 1888 soll ein Wanderer von einem Steinbrocken aus dem All erschlagen worden sein“ [1].
Das Magazin Forschung und Wissen berichtet jedoch von einem angeblichen Fall 2016 in Indien: „An der technischen Universität Bharathidasan in Tiruchirappalli starb am Samstag, den 06.02.2016 erstmals ein Mensch offiziell durch einen Einschlag eines Meteoriten. Drei weitere Personen wurden verletzt“ [2].
Gesichert ist, dass dies in jüngerer und jüngster Vergangenheit kein häufiges Ereignis war, wenn es überhaupt in den letzten Jahrzehnten passiert ist.
[1] SRF, 30.06.2020. Wanderer von Meteoriten erschlagen?
[2] Forschung und Wissen, 09.02.2016. Erstmals stirb ein Mensch durch einen Meteoriteneinschlag
1908 fand das sogenannte Tunguska-Ereignis statt. Es wird überwiegend angenommen, dass dafür ein Meteorit verantwortlich war. Der MDR schreibt im Bezug zu einer neuen Theorie, dass ein Eisenmeteorit dafür in Frage kommt: „Was genau ist vor mehr als hundert Jahren dort passiert? Ist eine Atombombe explodiert? Oder ein UFO abgestürzt? Oder wurde die Erde gar von einem Schwarzen Loch getroffen? Oder von einem Asteroiden? Die Asteroidentheorie gilt eigentlich als die wahrscheinlichste Erklärung. […] Eisen ist des Rätsels Lösung. Sie könnte es zumindest sein. Ein Objekt aus dem All, das nicht aus Eis oder Gestein, sondern aus massivem Eisen besteht, würde die Anforderungen des „Tunguska-Phänomens“ erfüllen“ [1].
Das Nachrichtenmagazin GEO schreibt zum Tunguska-Ereignis: „Auf einer Fläche fast so groß wie das Saarland streckte die mächtige Druckwelle mehr als 80 Millionen Bäume hin. Die geheimnisvolle Explosion, so errechneten Wissenschaftler, hatte die Energie von 1000 Atombomben des Hiroshima-Typs“ [2].
Die ESA führt den Tunguska-Meteoriten in einer Grafik zum Vergleich von bereits eingeschlagenen Himmelskörpern und menschengemachten Bomben und gibt ihn dabei mit einer Größe von 30-40 m sowie einer Sprengkraft von 3-10 Mt TNT an [3].
[1] MDR, 18.05.2020. Neue Theorie: Tunguska-Ereignis war ein Eisenmeteorit
[2] GEO. 30. Juni 1908: Tunguska in Flammen
[3] ESA, 21.06.2018. Asteroid danger explained
Welt der Physik ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft gefördertes Online-Magazin. Dieses schreibt in Bezug auf den Tscheljabinsk-Meteor: „Der kosmische Felsbrocken war am 15. Februar in einer Höhe von 15 bis 25 Kilometern über Chelyabinsk in der Ural-Region Russlands explodiert. Durch die Druckwelle wurden nach aktuellen Angaben 3700 Gebäude beschädigt und 1500 Menschen verletzt“ [1] .
Die ESA führt den Tscheljabinsk-Meteor in einer Grafik zum Vergleich von bereits eingeschlagenen Himmelskörpern und menschengemachten Bomben und gibt ihn dabei mit einer Größe von 17-20 m sowie einer Sprengkraft von 0,5 Mt TNT an [2].
[1] Welt der Physik, 25.02.2013. Woher kam der Chelyabinsk-Meteorit?
[2] ESA, 21.06.2018. Asteroid danger explained
Von der ESA wird der Chicxulub-Asteroid laut Grafik auf 10-15 km Durchmesser geschätzt und besaß damit eine Energie von ungefähr 100 Millionen Mt TNT. Dies ist 6,67 Milliarden Mal mehr Energie, als die Hiroshima-Bombe hatte (0,015 Mt TNT) [1].
Die ARD fasst die beiden Haupttheorien auf, was zum Aussterben der Dinosaurier führte. Möglich wäre eine lange Periode hoher Vulkanaktivität oder der Einschlag eines Asteroiden: „Millionen Jahre lang herrschten die Dinosaurier über unsere Erde. Bis ein gewaltiger Klimawandel eine lange Eiszeit brachte. Was löste ihn aus? Zigtausende Jahre mit Vulkanaktivität? Oder der riesige Asteroid, der vor 66 Millionen Jahren die Erde traf? Er ist der Favorit vieler Forscher für das Aussterben der Dinos“ [2].
[1] ESA, 21.06.2018. Asteroid danger explained
[2] ARD alpha, 28.06.2022. Asteroideneinschlag im Yucatán war wohl die Ursache
Die ESA schätzt laut Grafik, dass es rund 930 NEOs mit mehr als 1.000 m Durchmesser gibt, 5.440 mit einem Durchmesser zwischen 300 und 1.000 m, 30.000 zwischen 100 und 300 m, 1.000.000 zwischen 30 und 100 m und 40-50 Millionen zwischen 10 und 30 m. Das Zerstörungspotenzial, welches in der Einschlagsenergie in Mt TNT gemessen wird, steigt mit wachsender Größe der NEOs [1].
[1] ESA, 21.06.2018. Asteroid danger explained
Die ESA schreibt: „Current number of NEAs in risk list: 1440“ [1].
Übersetzt: „Aktuelle Anzahl von NEAs auf Risiko-Liste: 1440“
[1] ESA. Risk List, abgerufen am 02.01.2023
Business Insider schreibt: „Der Leiter des NASA-Zentrums, Paul Chodas, ist überzeugt, dass fünf Jahre Vorwarnung das absolute Minimum seien, um eine dieser Optionen erfolgreich einzusetzen“ [1].
[1] Business Insider, 25.05.2021. Asteroiden: Die Nasa hat 7 Simulationen zu Einschlägen durchgeführt – nur einmal gelang es, ihn zu verhindern
Die ESA diskutiert in einem Artikel diverse Ideen zur Asteroidenabwehr, sowohl realistische als auch weniger realistische. Zum kinetischen Impaktor schreibt sie: „Eine wahrscheinlich reale Möglichkeit ist der Einsatz von Einschlagprojektilen zur Bahnablenkung“ [1].
[1] ESA. Noch Zukunft: Die Asteroidenabwehr, abgerufen am 22.11.2022
Die ESA schreibt zu Hera, welche Teil der AIDA-Mission ist: „Hera is the European contribution to an international double-spacecraft collaboration. NASA will first perform a kinetic impact on the smaller of the two bodies, then Hera will follow-up with a detailed post-impact survey that will turn this grand-scale experiment into a well-understood and repeatable planetary defence technique. […] The NASA mission called the Double Asteroid Redirection Test, or DART, is due to collide with it in 2022. DART’s kinetic impact will lead to a change in the duration of Dimorphos’s orbit around the main body. […] DART and Hera were conceived together as part of the international ‘Asteroid Impact Deflection Assessment’ collaboration“ [1].
Übersetzt: Hera ist der europäische Beitrag zu einer internationalen Zusammenarbeit mit zwei Raumfahrzeugen. Die NASA wird zunächst einen kinetischen Aufprall auf den kleineren der beiden Körper durchführen. Anschließend wird Hera eine detaillierte Untersuchung nach dem Aufprall durchführen, die dieses groß angelegte Experiment zu einer gut verstandenen und wiederholbaren Technik der Planetenabwehr machen wird. […] Die NASA-Mission mit der Bezeichnung Double Asteroid Redirection Test, kurz DART, soll im Jahr 2022 mit ihm kollidieren. Der kinetische Aufprall von DART wird zu einer Änderung der Dauer der Umlaufbahn von Dimorphos um den Hauptkörper führen. […] DART und Hera wurden gemeinsam im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit „Asteroid Impact Deflection Assessment“ konzipiert.
Der Einschlag von DART verlief 2022 bereits positiv, wie beispielsweise die Süddeutsche Zeitung berichtet: „Mit der kleinen Sonde „Dart“ hatte die US-amerikanische Weltraumbehörde „Dimorphos“ gerammt. Mit Erfolg, wie die Messungen nun zeigen: Er fliegt inzwischen auf einer anderen Umlaufbahn“ [2].
[1] ESA. Hera, abgerufen am 22.11.2022
[2] Süddeutsche Zeitung, 12.10.2022. Nasa bringt Asteroiden tatsächlich vom Kurs ab
Die ESA schreibt: „Eine Idee ist, dass Wasserstoffbomben das anfliegende Objekt in kleinere Bruchstücke zerteilen sollen […]. Das Problem […] ist, dass niemand die Bahnen der sich bildenden Brocken vorhersehen kann. Und bei größeren Objekten reichen die heute verfügbaren Technologien nicht aus, die erforderliche riesige Sprengkraft zu erzeugen. Noch exotischer waren Ideen, einen Asteroiden mit einer riesigen Laserkanone zu beschießen, wie sie im Rahmen des amerikanischen SDI-Programms zur Raketenabwehr entwickelt werden sollte: Eine ebenfalls in absehbarer Zeit nicht realisierbare Variante“ [1].
[1] ESA. Noch Zukunft: Die Asteroidenabwehr, abgerufen am 22.11.2022
Die ARD bezieht sich auf Daten der ESA und schreibt: „Wenn die Zeit drängt, käme eine ganz harte Methode in Betracht: eine Sprengung“ [1].
[1] ARD alpha, 28.06.2022. Die Erde vor knallharten Feinden schützen
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