Eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung fordert die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. Doch trotz dieses gesellschaftlichen Konsenses haben die Parteien im Bundestag erneut versäumt, eine notwendige Reform auf den Weg zu bringen. Der Grund: parteiliche Machtspiele. Die Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen ist ein überkommener Straftatbestand aus der Gründerzeit des Deutschen Reichs. Sie hat schwere Folgen für die Gesundheitsversorgung und die Freiheit der Betroffenen bis in die heutige Zeit. Betroffene und Ärzte, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen, sind oft Belästigungen und Bedrohungen ausgesetzt. Gleichzeitig wird der Zugang zu sicheren und medizinisch begleiteten Schwangerschaftsabbrüchen immer schwieriger, insbesondere in ländlichen Regionen. Die aktuelle Gesetzgebung und teilweise zusätzliche regionale Hürden durch Politik, Religionsgemeinschaften und Verbände erschweren die oft ohnehin belastende Entscheidung. Daher ist eine Änderung dringend notwendig und darf nicht blockiert werden.
Besonders enttäuschend ist die Blockadehaltung der FDP. Während in Parteiprogrammen Reformbereitschaft signalisiert wird, verhinderten parteitaktische Überlegungen und allen voran Thorsten Lieb die Einberufung einer Sondersitzung des Rechtsausschusses und damit eine abschließende Behandlung der Thematik noch vor der Neuwahl des Bundestags. Die Verzögerungstaktik der „Liberalen“ macht deutlich, dass es ihnen mehr um künftige Koalitionen mit der Union als um das Selbstbestimmungsrecht der Betroffenen geht. CDU und CSU hingegen ignorieren beharrlich die gesellschaftliche Realität und halten an einer überholten, repressiven Politik fest.
Für uns als Partei der Humanisten ist klar: Schwangerschaftsabbrüche gehören nicht ins Strafgesetzbuch. Ein Schwangerschaftsabbruch ist eine persönliche Entscheidung und keine Straftat. Wir trauen Schwangeren zu, selbst über ihren Körper und ihr Leben zu entscheiden.
Dafür brauchen Schwangere flächendeckenden Zugang zu Präventions-, Beratungs- und Behandlungsmöglichkeiten.
Deshalb fordern wir:
- Prävention: Ungewollte Schwangerschaften sollen nach Möglichkeit vermieden werden. Dafür setzen wir auf Aufklärung und Beratung sowie auf den barrierefreien Zugang zu Verhütungsmitteln für alle Geschlechter.
- Beratung: Beratungen zum Schwangerschaftsabbruch sollen weiterhin verpflichtend sein, müssen aber neutral und ergebnisoffen gestaltet werden. Zwischen dieser Beratung und dem Abbruch soll es keine Wartefrist mehr geben.
- Behandlung: Schwangerschaftsabbrüche sind medizinische Eingriffe. Deshalb fordern wir, dass jede Schwangere im Fall einer ungewollten Schwangerschaft individuell und unabhängig von der Schwangerschaftswoche ärztlich beraten und behandelt wird. Dazu ist es unabdingbar, dass Fachärzte das Angebot dieser Leistung weiterhin kommunizieren dürfen und dafür keine gesellschaftlichen Konsequenzen zu befürchten haben.