Bundesregierung Spart am Fortschritt!

Die Bundesregierung plant derzeit das deutsche Budget für die ESA (European Space Agency) um 15 % zu senken [1] – unserer Ansicht nach ein Fehler!

Die Erkenntnisse der Weltraumforschung bestimmen schon heute einen erheblichen Teil unseren Lebens. So haben wir in den vergangenen Jahrzehnten Tausende Satelliten in die Umlaufbahn gebracht, welche beispielsweise für Telekommunikation, Navigation und Wettervorhersage benötigt werden. Ohne diese wäre ein Leben, wie wir es kennen, nicht möglich [2]. Teleskope wie James Webb und Hubble zeigen das Ausmaß unserer Galaxie und helfen uns, das Universum zu verstehen [3]. Die Voyager- und Pioneer-Raumsonden ermöglichen uns die Erforschung unserer unmittelbaren Umgebung [4]. Auch Missionen wie Rosetta oder die Mars Rover bieten uns, ein tieferes Verständnis für den Weltraum, physikalische Phänomene, die Entstehung des Sonnensystems und sowie von Voraussetzungen und Wahrscheinlichkeit für Leben zu erlangen [5].

Jedoch werden wir nicht ausschließlich von unserer Neugier auf das Unbekannte getrieben, sondern die Weltraumforschung hat für uns auch einen sehr praktischen Nutzen. Unser Heimatplanet beherbergt nur endlich Ressourcen und mit weiter steigender Zahl der Menschen, zunehmender Industrialisierung von Entwicklungsländern und der Entwicklung von Zukunftstechnologien, werden diese Ressourcen nicht mehr ausreichen. Wir werden neue Quellen erschließen müssen. Unsere galaktische Nachbarschaft hat davon mehr als genügend, denn Asteroiden, Kometen und andere Himmelskörper strotzen vor vielen wertvollen und benötigten Elementen, wie seltenen Erden. Auch wenn es noch einige Zeit braucht, bis wir an dieser Stelle sind, so forschen die NASA sowie einige Start-ups jetzt schon am astro mining (zu Deutsch: Asteroidenbergbau) [6].

Diese Asteroiden und Kometen könnten für uns jedoch nicht nur eine Quelle großen zukünftigen Wohlstands sein, sondern haben auch das Potential, weitreichende Verwüstung auf der Erde hervorzurufen. So hat vermutlich der Asteroid Chicxulub vor ungefähr 65 Millionen Jahre das Ende der Ära der Dinosaurier eingeläutet [7]. Doch auch in jüngerer Vergangenheit hatten wir erschreckende Ereignisse. So kam es 1908 in Sibirien zum sogenannten „Tunguska-Ereignis“. Es wurde eine Waldfläche, welche fast so groß wie das Saarland ist, zerstört. Inzwischen ist man sich in der wissenschaftlichen Community fast sicher, dass dafür nur ein Asteroid von einem Durchmesser zwischen 30 und 40 Metern verantwortlich sein kann [8]. Auch über der russischen Stadt Tscheljabinsk ist 2013 ein Asteroid (17 – 20 m) explodiert, dessen Druckwelle Scheiben zerstörte und rund 1500 Menschen in der Kleinstadt verletzte [9]. Wir können uns kaum den Schrecken ausmalen, was wäre, wenn solche Himmelskörper Metropolen wie New York, Tokio oder Berlin träfen. Weltraumorganisationen wie NASA und ESA forschen derzeit mit Hochdruck an Verteidigungsstrategien. Erst kürzlich hat die NASA mit ihrer DART-Mission einen kinetischen Impaktor (welcher durch einen kleinen Einschlag einen Asteroiden über viele Jahre von der Flugbahn abbringen kann) getestet, während die ESA-Sonde Hera dessen Wirkung misst [10].

Nicht nur bietet die Weltraumforschung eine Chance Katastrophen abzuwenden, Ressourcen zu erschließen und macht unsere heutige Telekommunikation erst möglich, auch ist sie maßgeblich für Innovation und technologischen Fortschritt in unserem Alltag und in der Wissenschaft verantwortlich. Neue Technologien zur Erdbeobachtung, Innovationen in der Robotik und große Fortschritte in der Erforschung von Krebs sind dafür nur einige Beispiele [16]. Auch die Entwicklung vieler Alltagsgegenstände ist auf die Weltraumforschung zurückzuführen. Der Akkuschrauber oder die Gleitsichtbrille zum Beispiel wurden erst durch die Weltraumforschung und die damit verbundene Innovationskraft entwickelt [17].

ESA und NASA sind nicht die einzigen staatlichen Weltraumorganisationen, welche maßgeblich Forschung betreiben. Japan, China, Indien und Russland sind aus diesem Sektor kaum noch wegzudenken. So hat China beispielsweise für weitere Experimente eine eigene Raumstation (Tiangong) ins All geschossen [11], während die ISS auf ihr Ende zugeht [12]. Stattdessen richtet die NASA ihre Aufmerksamkeit auf den Mond, möchte bis 2028 eine dauerhafte Präsenz dort etablieren und hat sogar Nokia bereits beauftragt, auf dem Mond ein LTE-Netz einzurichten [13]. Die ESA wiederum hat nach eigener Aussage zu viele Ideen und zu wenig Geld, weshalb diese sich vor allem auf die Weiterentwicklung von Raketentriebwerken konzentriert [14]. Gleichzeitig mischen auch private Akteure wie Elon Musk und Jeff Bezos mit und versuchen der Weltraumforschung ihren Stempel aufzudrücken [15].

Eine Investition in die Weltraumforschung ist eine Investition in die Zukunft der Menschheit. Sie  betrifft vor allem Sicherheit und Wohlstand, allerdings dürfen wir auch das für uns jetzt noch unschätzbar wertvolle Wissen, das wir über uns, unseren Planeten und unser Universum erlangen können, nicht  außer Acht lassen. Nun steht die Bundesregierung an dem Punkt, das Budget kürzen zu wollen und anderen Akteuren unsere Zukunft zu überlassen. Darunter Autokraten, die durch ihren Alleingang zusehends Macht in Innovation und Fortschritt übernehmen, sowie Unternehmer, von deren Wohlwollen wir uns abhängig machen. 
 
 „Die Wissenschaft muss, um ihrer gesellschaftlichen Aufgabe gerecht zu werden, sowohl frei von staatlicher Instrumentalisierung als auch von übermäßigen ökonomischen Zwängen sein. [18]
 
Können wir es uns als Europa wirklich leisten, in diesem Sektor zurückzufallen? Wir weisen diese Kurzsichtigkeit entschieden zurück und fordern die Regierung auf, zusammen mit unseren europäischen Partnern verstärkt in die Forschung zu investieren und für Deutschland und Europa einen guten Nährboden für die ESA, die DLR und unsere privaten Start-ups zu schaffen!
 
Mehr zu unserer Auffassung von Wissenschaft und Forschung findest du unter:

https://www.pdh.eu/programmatik/wissenschaft-forschung/
 
 

[1] Handelsblatt, 01.11.2022. Bundesregierung spart bei der Raumfahrt – New-Space-Firmen protestieren

[2] Astra. DIE AUFGABEN DER SATELLITEN, abgerufen am 04.11.2022

[3] ARD alpha, 13.07.2022. Mit diesen Teleskopen entdeckt ihr das All

[4] DLR. Wie weit sind Raumsonden ins Weltall vorgedrungen?, abgerufen am 04.11.2022

[5] DLR. Ro­set­ta – Eu­ro­pas Ko­me­ten­jä­ger, abgerufen am 04.11.2022

Frankfurter Allgemeine, 19.02.2021. Die Suche nach fremdem Leben kann losgehen

Augsburger Allgmeine, 05.08.2017. Was tut Weltraumroboter Curiosity eigentlich genau?

[6] t3n – digital pioneers, 20.10.2021. Bergbau im All: Dieser Asteroid könnte Rohstoffe im Wert von 11 Billionen Dollar enthalten

ARD alpha, 18.06.2022. Wie man aus Asteroiden Rohstoffe gewinnen will

[7] Heise online, 24.11.2021. NASA-Sonde Dart: „Größere Asteroideneinschläge haben weltweite Auswirkungen“

ESA, Juni, 2020. Asteroid danger explained

[8] MDR, 18.05.2020. Neue Theorie: Tunguska-Ereignis war ein Eisenmeteorit

[9] Welt der Physik, 25.02.2013. Woher kam der Chelyabinsk-Meteorit?

[10] NASA, 11.10.2022. NASA Confirms DART Mission Impact Changed Asteroid’s Motion in Space

ESA. Hera, abgerufen am 04.11.2022

[11] Tagesschau, 01.11.2022. Letztes Modul an „Tiangong“ angedockt

[12] Frankfurter Rundschau, 18.08.2021. Absturz oder Ersatzteillager: Nasa berät über die Entsorgung der ISS 

[13] Frankfurter Allgemeine, 19.10.2022. Nokia baut Mobilfunknetz – auf dem Mond

[14] ESA, 18.05.2021. Neue ESA-Verträge zur Fortsetzung der Projekte Prometheus und Phoebus

Handelsblatt, 07.11.2019. Die Europäische Raumfahrt hat viele Ideen, aber wenig Geld

[15] Heise online, 03.11.2022. Riesenrakete Starship von SpaceX: Erster Orbitalflug jetzt für Dezember geplant

Frankfurter Allgemeine, 05.06.2022. Jeff Bezos schickt weitere sechs Menschen ins All

[16] NASA, 2022. https://www.nasa.gov/mission_pages/station/research/benefits/index.html

[17] Süddeutsche Zeitung, 2019. https://www.sueddeutsche.de/wissen/entwicklungen-aus-der-raumfahrt-ueberirdisch-gut-1.4526546

[18] https://www.pdh.eu/programm/#Wissenschaft