Wir stehen zu 100% hinter den legitimen Zielen der Black-Lives-Matter-Bewegung. Rassismus ist real und er ist auch hierzulande ein Problem. Leider kam es aber im Zuge dieser Demonstrationen zu einem beschleunigten Trittbrettfahrertum der sogenannten „Woke Utopia“-Anhänger. Wir beobachten Kulturvandalismus und mutwillige Zerstörungen, Ansätze einer neuen Apartheidsdenkweise und ein ausgeprägtes Denunziantentum, vor allem in den USA und Großbritannien, in Ansätzen aber auch hierzulande.
Wir erteilen diesen rigorosen Kampagnen gegen abweichende Meinungen eine Absage und plädieren dafür, sich dem Kernproblem zu widmen mit tatsächlich wirksamen Maßnahmen gegen Rassismus, anstatt sich mit Virtue Signalling zu profilieren oder dem Treiben eines Mobs zu ergeben und diesen frei gewähren zu lassen. Auch das linksliberale Lager ist bei diesen Vorkommnissen gespalten. Wir appellieren an den progressiven Teil, sich nicht von Wut und Cancel Culture anstecken zu lassen.
Selbstjustiz ist nicht die Lösung
In unserer Satzung steht: „Die Partei der Humanisten bekennt sich zur freiheitlichdemokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland.“
Dies richtet sich deutlich gegen Selbstjustiz einer aufgebrachten Menschenmenge. Statuen, Denkmäler und sonstige Kulturgüter sollten nicht der Willkür von Scharfmachern überlassen werden. Eine progressive und demokratische Herangehensweise wäre es, diese Objekte neu zu kontextualisieren oder auch von prominenten Plätzen zu entfernen, um sie beispielsweise in Museen zu bringen. Diese Entscheidungen sollten von den jeweiligen Parlamenten getroffen werden, also von den demokratischen Repräsentanten der Bürger.
Kontextualisieren, aber Kunstfreiheit wahren
Von politischer Seite darf aber nicht in die Kunst selbst eingegriffen werden. In unserem Grundsatzprogramm heißt es dazu: „Der Staat schafft lediglich den Rahmen, in dem Kunst gedeihen kann, ohne Inhalte oder Richtungen vorzugeben.“ Dieser Schutz vor politischen Eingriffen ist wichtig. In anderem Kontext könnten solche Aktionen noch ganz andere Kulturgüter treffen oder sogar Ausmaße ähnlich einer Bücherverbrennung annehmen.
Des Weiteren heißt es in unserem Programm: „Wir setzen uns für die Meinungsfreiheit als Fundament einer offenen Gesellschaft ein. Die Meinungsfreiheit spielt zusammen mit der Glaubens- und Versammlungsfreiheit, der Kunst- und der Pressefreiheit eine grundlegende politische und gesellschaftliche Rolle. Sie garantiert das Recht, einen Glauben oder Nichtglauben individuell und in Gemeinschaft zu kommunizieren und zu praktizieren. Sie ermöglicht eine freie Presse, die unzensiert Informationen und Meinungen veröffentlichen kann. Sie erlaubt Kunst und Satire, sich frei von Repressionen auszudrücken und ihre Werke zu verbreiten.“
Die Stimme der Vernunft hat eine Bühne
Zu den Gefahren von einer bis zum Äußersten getriebenen Political Correctness für Kunst und Satire haben sich mehrere Comedians und Kabarettisten geäußert. Sie drücken sehr plastisch unsere Gedanken zu dem Thema aus: Da wären zum Beispiel Jonathan Pie mit einem Beitrag zur sogenannten „Woke Utopia“ und Monty Pythons John Cleese mit einigen Worten zu den Gefahren von übertriebener Political Correctness.
Jonathan Pie geht in seinem Beitrag auch auf die Identitätspolitik ein, die die Menschen aufgrund bestimmter Eigenschaften in immer kleinere Gruppen einteilt und voneinander trennt. Das bewirkt keine offenere Gesellschaft, sondern genau das Gegenteil. Ein besonders anschauliches Beispiel für den Irrsinn dieser Vorgehensweise haben einige regressive Postmodernisten in den USA geliefert: Sie hatten in einem Park eine temporäre Zone (eine Art „safe space“) nur für Schwarze oder Menschen mit dunkelhäutigen Vorfahren eingerichtet. Damit stellen sie sich direkt gegen die Errungenschaften und Träume von Rosa Parks und Martin Luther King.
Ebenfalls bedenklich ist der Eifer, mit dem das Internet, Interviews und andere Zitate von Personen durchforstet werden und versucht wird, diese bei kleinsten Fehltritten maximal zu schädigen und sogar aus ihren Jobs zu drängen. Viele schweigen dazu, denn die Angst schwingt mit, bei einer Verteidigung der „gefallenen Stars“ selbst ins Fadenkreuz zu geraten. So wurde letztens ein Mitglied der Labourpartei dafür degradiert, dass sie ein Interview des Independent retweetet hatte. Auch die Satirehistorie deutscher Comedians wird mittlerweile intensiver analysiert und ältere Aussagen an den Pranger gestellt. Über dieses Phänomen hat sich Serdar Somuncu in seiner sehr eigenen Art eindrücklich geäußert. Er nennt es Skandaltourismus, der vorrangig dazu dient, sich selbst opportunistisch besser darstellen.
In vorauseilendem Gehorsam wurden nun sogar fünf „South Park“-Folgen von HBO aus dem Programm genommen. Dabei handelt es sich um die Folgen, in denen Mohammed dargestellt wird. Die Auswirkungen der Unsicherheit, was noch erlaubt sein und was zu großer öffentlicher Empörung führen könnte, werden immer sichtbarer. Satire muss zu jeder Zeit in jedem Medium erlaubt sein, auch wenn sie Religion trifft. Selbstauferlegte Blasphemiegesetze sind ein Irrweg.
Echte Maßnahmen statt Wohlfühl-Wokeness
All das heißt nicht, dass es keine Probleme in unserer Gesellschaft gibt. Man sollte sich aber nichts vormachen: Reale gesellschaftliche Verbesserungen wird man durch Bilderstürmerei, Zensur und Trennung der Menschen nach oberflächlichen Merkmalen nicht erreichen. Für Fortschritte in der Gesellschaft sind tiefergehende Maßnahmen erforderlich und keine symbolischen oder magischen Handlungen. Dazu hätte definitiv eine interne Untersuchung in Bezug auf Rassismus innerhalb der Polizei und Polizeiausbildung gehört, die jedoch von Innenminister Seehofer unterbunden wurde. Das beispielsweise ist ein echter Fehler.
Es braucht aber nicht nur solche Untersuchungen, sondern vor allem wirksame Maßnahmen in der Schule und frühkindlichen Bildung sowie in der offenen Gesellschaft, die die Menschen möglichst zusammenbringen und nicht weiter trennen.