Der Internationale Tag der Biodiversität lenkt Aufmerksamkeit auf ein extrem wichtiges Thema: die Zerbrechlichkeit unserer Umwelt und den Verlust wichtiger Ökosystemdienstleistungen. Letzteres sind Vorzüge, die der Mensch aus einer intakten Umwelt zieht. Der Umfang dieser Verluste ist uns häufig nicht bewusst, denn einige Aspekte machen ihn schwer greifbar. Nahrungsketten fallen nicht schnell, sondern über Jahre in sich zusammen, Böden verlieren über Jahrzehnte an Qualität. Außerdem wurde über die letzten Jahrzehnte massiv in den Umweltschutz investiert, was natürlich richtig ist, aber ein unangebrachtes Gefühl von Sicherheit vermitteln kann.
Dass beispielsweise Wälder, die wir von klein auf kennen, noch zu unseren Lebzeiten absterben könnten, wird so zu einem sehr abstrakten Gedanken.
Die Wälder und die Biodiversität
Doch genau das ist ein Szenario, das zunehmend wahrscheinlicher wird. Dass Wälder absterben könnten, liegt nicht nur am sich wandelnden Klima, sondern auch an fehlender Diversität der Tiere und Pflanzen. Je diverser ein Wald ist, desto mehr Antworten auf Bedrohungen wie Schädlinge hält er auch bereit. Ein Wald mit verzweigter Nahrungskette kann zudem das Verschwinden einzelner Arten kompensieren – frei werdende Nischen werden wieder besetzt, statt Lücken zu reissen. Biodiversität schützt und stabilisiert jedoch nicht nur Wälder, sondern alle Biotope.
Stellenweise kommt es auch zu Irrtümern hinsichtlich der biologischen Vielfalt. Wenn riesige Schwärme von Insekten auftauchen, ist dies in der Regel kein Argument für eine Erholung der Insektenbestände, sondern vielmehr ein Zeichen fehlender Nahrungskonkurrenten und Fressfeinde – also fehlender Biodiversität. Dass die Anzahl der Tier- und Pflanzenarten in Teilen der Welt im Zuge des Klimawandels zunimmt, ist ebenfalls kein gutes Zeichen, sondern zeigt eine Flucht in kühlere Gebiete an. Doch die Rückzugsräume schrumpfen und am Ende der Flucht wartet das Aussterben.
Biodiversität schützen – auch mit Technologie
Um die Biodiversität zu unterstützen, haben wir verschiedene Möglichkeiten. Wir können bestehende Biotope schützen. Wir können auch Flächen für Landwirtschaft, Industrie und Urbanisierung reduzieren. Um das zu bewerkstelligen, bedarf es allerdings innovativer Konzepte: Eine wichtige Option ist die nachhaltige Intensivierung in der Landwirtschaft, beispielsweise durch effizienteren Pestiziedeinsatz mithilfe von Robotik und Digitalisierung, aber auch mithilfe von moderner Gentechnik, die Ertrag und Widerstandsfähigkeit von Pflanzen erhöhen kann. Andere Ansätze sind hocheffiziente Energiegewinnung und moderne städtebauliche Konzepte.
Wir müssen uns der Problematik nicht nur bewusst werden, sondern auch entsprechend handeln. Die Humanisten wählen hierbei einen zukunftsoptimistischen und technologieoffenen Weg ohne ideologischen Ballast.