Die COVID-19-Pandemie, ausgelöst durch das Coronavirus SARS-CoV-2, ist auch ein Stresstest unserer Gesellschaft. Sie legt die Schwächen in der Bildung, im Gesundheitswesen und nicht zuletzt in der Wirtschaft gnadenlos offen.
Wir erkennen eine weit verbreitete Unwissenheit hinsichtlich Hygiene, Biologie und Wissenschaft. Wir sehen ein unterfinanziertes Gesundheitssystem ohne ausreichend Puffer- und Notfall-Kapazitäten im Personal-Bereich. Arbeiten und Lernen aus dem Home Office – wo es grundsätzlich machbar wäre – sind oft aus technischen Gründen (Hardware, Internetausbau) nicht möglich oder organisatorisch nicht geregelt. Kontaktloses Bezahlen ist kaum verbreitet und Geschäftspapier (Briefe, Kassenbelege) nicht ansatzweise abgeschafft.
„Flatten the Curve“ – auch für die Wirtschaft
Die immer drastischeren Quarantäne-Maßnahmen können eine dramatische Wirtschaftskrise provozieren. Zunehmende Globalisierung und Methoden wie Just-in-Time – so wertvoll sie sind – zeigen sich hier schnell fragil. Die Folgen: Lieferketten brechen zusammen, lebenswichtige Produkte werden knapp, Produktionen stehen still, Reisen werden storniert, Aufträge gekündigt, Investitionen gestoppt, Personalsuchen eingestellt. Zigtausenden kleinen wie großen Unternehmen droht die Insolvenz, für hunderttausende Arbeitnehmer die Arbeitslosigkeit.
Kein Zweifel: Das Hauptaugenmerk politischer Maßnahmen sollte nun darauf abzielen, die weitere rapide Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen und Zeit für unser am Limit arbeitendes Gesundheitssystem zu schaffen. Allerdings gilt „flatten the curve“ nicht nur als Maßgabe für das Gesundheitssystem, sondern auch für das Eindämmen der Auswirkungen auf unsere Wirtschaft sowie die Arbeitnehmerhaushalte.
Eine Wirtschaftskrise würde den finanziellen Ruin vieler Menschen bedeuten – viele werden sich davon nicht erholen. Deshalb ist es richtig, zeitnah Maßnahmen anzukündigen und umzusetzen, um die Wirtschaft zu stützen. Dabei dürfen wir kleine kleine und mittlere Unternehmen sowie Selbstständige auf keinen Fall vergessen. Bürokratische Hürden müssen reduziert werden. Keinem Selbständigen und keinem kleinen Unternehmen ist geholfen, wenn sie sich monatelang durch einen Wust von Anträgen kämpfen müssen.
Jede Krise ist auch eine Chance
Jede Krise ist auch eine Chance. Neben kurzfristigen Maßnahmen wie Hilfskrediten und Steuerstundungen bietet sich hier die Gelegenheit, in die Zukunft zu investieren. Investitionen in Infrastruktur, Digitalisierung, Bildung und Medizin fördern die Wirtschaft. Sie helfen uns, uns auf die nächste Krise besser vorzubereiten. Denkbar sind auch Förderprogramme für Unternehmen, die Ihre Infrastruktur erneuern, ihre Prozesse digitalisieren und ihre Geschäftsmodelle an zukünftige Risiken und Krisen anpassen. Investitionen ins Bildungs- und Gesundheitswesen können neue wirtschaftliche Impulse setzen und unsere Kitas, Schulen, Hochschulen, Krankenhäuser, Notärzte u.v.m. auf die Zukunft vorbereiten.
Nutzen wir diese Chance!