"Homo-Heiler": Ein krankes Geschäft

Und obwohl das allein schon völliger Humbug ist, weil Homosexualität keine Krankheit ist und genauso wenig therapiert werden kann wie Heterosexualität, versuchen christliche Ärzte es dann auch noch mit so aberwitzigen Mitteln wie Homöopathie

Vor allem radikal religiöse Vereine wie der Bund katholischer Ärzte, der Homosexualität als „perverse sexuelle Fixierung“ bezeichnet, bieten solche Therapien an und sie werden von Evangelikalen, der katholischen Priesterbruderschaft St. Pius X. und dem ultrakonservativen katholischen Orden Opus Dei befürwortet, die Homosexualität als widernatürlich und nicht gottgewollt ansehen. Auch der Papst hat sich dazu geäußert; er rät Eltern von homosexuellen Kindern, psychiatrische Hilfe für ihren Nachwuchs zu suchen.

Der Schaden der „Homo-Heilung“

Dass durch solche Umerziehungsversuche gesunde Menschen pathologisiert werden und die zu erwartenden Misserfolge oft zu Angstzuständen, Depressionen und zu erhöhter Suizidalität führen, ist wissenschaftlich erwiesen.

Die Krankenkassen sehen Homosexualität zwar nicht als Erkrankung an, aber sie zahlen diese Pseudotherapien, weil das Therapieziel in der Abrechnung nicht angegeben wird und sie irreführend als Psychotherapie („ichdystone Sexualorientierung“)  abgerechnet werden können.
Die Bundesärztekammer und der Weltärzteverband sprechen sich gegen diese Therapien aus. Er erklärte 2013 den Versuch, die sexuelle Orientierung ändern zu wollen als eine „Verletzung der Menschenrechte“. In mehreren US-Staaten, einigen Regionen Spaniens und auf Malta sind sie sogar verboten. Im März 2018 befürwortete das Europäische Parlament parteiübergreifend erstmals, Therapien zur „Heilung“ von Homosexualität gesetzlich zu verbieten.

„Homo-Heilung“ in Deutschland

In Deutschland ist diese Quacksalberei aber legal und solange das so bleibt, kann einem Arzt, der sie anbietet, nichts passieren, auch wenn er dadurch jemanden in den Suizid treibt.

Die Bundesregierung nimmt wie immer Rücksicht auf religiöse Empfindlichkeiten und hat auch nicht vor, an diesen Zuständen etwas zu ändern. Sie lehnt ein Verbot – auch für Minderjährige – ab und stellt damit Jugendschutz und Suizidprophylaxe hintan.

Wir sehen das anders! Solche Pseudo-Therapien müssen bei Minderjährigen konsequent verboten werden – genauso Werbung, die auf sie abzielt. Außerdem ist unabhängig vom Alter die Kostenübernahme durch Krankenkassen auf jeden Fall abzulehnen. Ein allgemeines Verbot ist ebenfalls zu diskutieren.

Update, Juni 2019: Gesundheitsminister Jens Spahn arbeitet mittlerweile aktiv auf ein allgemeines Verbot von Konversionstherapien hin.

Mehr zum Thema:
http://www.spiegel.de/plus/wie-selbst-ernannte-heiler-homosexuelle-bekehren-wollen-a-00000000-0002-0001-0000-000161665852
https://www.vice.com/de/article/z4kyke/in-deutschland-darf-man-immer-noch-homosexuelle-heilen
https://www.wunderweib.de/reparativtherapie-homo-heilung-deutschland-immer-noch-erlaubt-102348.html
dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/032/1903279.pdf
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/konversionstherapien-bundesregierung-will-homo-heiler-nicht-verbieten/19476438.html